Mobilitätsbildung: Mehrheit für „E-Scooter-Führerschein“
Neue Mobilität
E-Scooter
E-Scooter sind aus dem urbanen Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Sie bieten eine flexible Lösung für die sogenannte „letzte Meile“, also den Weg zwischen U-Bahn-Haltestelle und dem eigentlichen Ziel einer Fahrt. Doch die Debatte über die Sicherheit und Integration dieser Elektrokleinstfahrzeuge hält an. Der TÜV-Verband sieht in E-Scootern eine sinnvolle Ergänzung zum Mobilitätsmix von Auto, öffentlichem Personennahverkehr und Fahrrad, fordert jedoch Verbesserungen in Bezug auf Verkehrssicherheit und Regulierung.
E-Scooter im Mobilitätsmix: Potenziale und Herausforderungen
In der aktuellen TÜV Mobility Studie gaben 3 Prozent der deutschen Bevölkerung an, E-Scooter regelmäßig zu nutzen. Besonders für Pendler:innen und Tourist:innen bieten die Roller eine attraktive Lösung, um kurze Distanzen schnell und bequem zu überbrücken. Allerdings gibt es weiterhin Herausforderungen: Chaotische Abstellpraktiken, unzureichende Verkehrserziehung und Sicherheitsrisiken führen immer wieder zu Konflikten im öffentlichen Raum.
Sicherheit hat oberste Priorität
Die Unfallforschung hat gezeigt, dass das Risiko für Kopfverletzungen bei E-Scooter-Unfällen besonders groß ist. Der TÜV-Verband empfiehlt deshalb dringend das Tragen eines Helms – eine Verpflichtung dafür besteht bislang jedoch nicht. 41 Prozent der Deutschen sprechen sich in der TÜV Mobility Studie angesichts der Risiken allerdings bereits für eine Helmpflicht für Radfahrende und E-Scooter-Fahrer:innen aus. Der TÜV-Verband setzt sich im Rahmen der Novellierung der Elektrokleinstfahrzeugeverordnung für eine bessere technische Ausstattung von E-Scootern unter anderem mit Blinkern ein, da einhändiges Fahren zur Anzeige eines Richtungswechsels erhebliche Risiken birgt.
Zusätzlich plädiert der TÜV-Verband für eine Anpassung der Mobilitätsbildung: Die Unfallstatistiken weisen regelmäßig höhere Unfallraten jüngerer Verkehrsteilnehmer:innen mit E-Scootern aus. Eine systematische und durchgehende Mobilitätsbildung für Kinder und Jugendliche sei sinnvoll, um sie besser auf die sichere Teilnahme am Straßenverkehr vorzubereiten. Aktuell endet die Mobilitätserziehung in Deutschland häufig mit dem Fahrradführerschein in der Grundschule. Mit einem stetig wachsenden Mobilitätsmix sei auch die Ausweitung der Mobilitätserziehung überfällig.
Konsequentere Durchsetzung der Promillegrenze für E-Scooter
Für E-Scooter-Fahrten gilt eine Promillegrenze von 0,5 – also dieselbe Beschränkung wie beim Autofahren. Personen unter 21 Jahren dürfen vor einer Fahrt überhaupt keinen Alkohol konsumiert haben. E-Scooter werden dennoch häufig von betrunkenen Partygästen für den Heimweg genutzt – doch das Unfallrisiko ist hoch. Umso wichtiger, dass diese Verstöße konsequenter geahndet werden.
Unfallrisiko durch Vorschriftenwirrwarr
Aktuell sorgen unterschiedliche Regelungen innerhalb der EU für Unsicherheit. Der TÜV-Verband setzt sich dafür ein, Elektrokleinstfahrzeuge als eigene Fahrzeugkategorie im EU-Typgenehmigungsrecht zu verankern. Einheitliche Standards für Zulassung und Nutzung sollen dazu beitragen, die Sicherheit zu erhöhen und die Nutzung der Roller zu vereinfachen.
Nachhaltige Mobilität durch Mikromobilität
E-Scooter, E-Bikes und andere Formen der Mikromobilität können einen wichtigen Beitrag zu einer umweltfreundlichen Mobilität leisten. Die Zukunft der urbanen Fortbewegung sieht der TÜV-Verband in einem intelligenten Mix aus verschiedenen Verkehrsmitteln. Dabei muss aber sichergestellt sein, dass Sicherheit und Nachhaltigkeit im Fokus stehen. Der TÜV-Verband wird diese Entwicklungen weiterhin konstruktiv begleiten und sich aktiv für höhere Sicherheitsstandards sowie nachhaltige Mobilitätskonzepte einsetzen.
Die Position des TÜV-Verbands im Download
Position des TÜV-Verbands zur Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung
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Richard Goebelt
Mitglied der Geschäftsführung und Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität