Elektro- und Gebäudetechnik
TÜV-Verband: Pilotnorm zum Schutz gegen elektrischen Schlag ist ausbaufähig
Seit 2007 gilt die Pilotnorm zum Schutz gegen den elektrischen Schlag (DIN VDE 0100-410:2007-06) für neu errichtete elektrische Anlagen(-teile). Nach Ansicht der Kommission „Elektro- und Gebäudetechnik“ des TÜV-Verbands sollte diese Norm nachgebessert werden.
Die Kommissionsmitglieder fordern einen zusätzlichen Schutz durch Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen mit einem Bemessungs-Differenzstrom von <= 30 mA bei:
- Steckdosen mit einem Bemessungsstrom <= 20 A, die für die Benutzung durch Laien und zur allgemeinen Verwendung bestimmt sind, zum Beispiel im Wohnungs- und Bürobereich.
- Endstromkreisen für im Außenbereich verwendete tragbare Betriebsmittel mit einem Bemessungsstrom nicht größer als 32 A (Steckdosen und fest angeschlossene tragbare Betriebsmittel).
Erhöhter Platzbedarf
Probleme ergeben sich mit dem erhöhten Platzbedarf für Verteiler. Geht man davon aus, dass ein 30mA-RCD (Residual Current Protective Device) bereits bei einem Fehlerstrom von 15 mA auslösen darf und dass etwa PCs einen zulässigen Ableitstrom von 3,5 mA haben dürfen, erlaubt dies für einen sicheren Betrieb die Versorgung von maximal vier Steckdosen eines Büros über einen RCD. Dieser erhöhte Platzbedarf ist für Wohnungen und Wohnhäuser akzeptabel, bei Bürogebäuden wird der Aufwand jedoch erheblich.
Größerer Prüfungsaufwand
Problematisch ist auch der Aufwand für die Prüfungen der RCDs und die daraus erwachsenden Betriebsstörungen. Ausnahmen gelten nur für Steckdosen,
- die ständig überwacht werden. Das ist nur gegeben, wenn sie von Elektrofachkräften oder elektrotechnisch unterwiesenen Personen überwacht werden und durch messtechnische Maßnahmen sichergestellt ist, dass Schäden rechtzeitig entdeckt und behoben werden können. Als messtechnische Maßnahme sieht die DKE (Deutsche Kommission Elektrotechnik) den Einsatz von RCM (Differenzstromüberwachungen) an. DGUV V3-Prüfungen sind erforderlich, aber als alleinige Maßnahme nicht ausreichend.
- die für den Anschluss eines ganz bestimmten Betriebsmittels, zum Beispiel Kühl- oder Gefrierschrank, errichtet werden.
Aufteilung auf mehrere Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen
Wird der „Anschluss eines ganz bestimmten Betriebsmittels" angezweifelt, sollte ein fester Anschluss vorgenommen werden. Besser für solche Endstromkreise ist der Einsatz von Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (FI-Schalter bzw. RCD) in Kombination mit eingebautem Überstromschutz (FI/LS-Schalter). Grundsätzlich sollte eine Aufteilung auf mehrere Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen erfolgen, damit bei einem auftretenden Fehler eine ausreichende Versorgungssicherheit gegeben ist.
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Dr. Hermann Dinkler
Referent Druck- & Rohrleitungsanlagen, Brand- & Explosionsschutz, wassergefährdende Stoffe