24. Oktober 2018 — Arzneimittel können die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, selbst vermeintlich harmlose Hustensäfte oder Grippemedikamente. Da viele Menschen gerade in der kalten Jahreszeit häufiger zu Arzneimitteln gegen Erkältungskrankheiten greifen, rät der TÜV-Verband zur Vorsicht. Autofahrer sollten den Beipackzettel sorgfältig lesen und bei Angaben zu stärkeren Nebenwirkungen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. „Auch freiverkäufliche Medikamente gegen Erkältungen, Allergien oder Schmerzen können die Fahrtauglichkeit von Verkehrsteilnehmern erheblich einschränken“, warnt Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands. Einige Wirkstoffe verursachen Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Benommenheit, Schwindel, Konzentrationsprobleme oder schränken das Sehvermögen ein. Im Straßenverkehr wird den Verkehrsteilnehmern aber höchste Konzentration und Aufmerksamkeit abverlangt. Bühler: „Viele Verbraucher unterschätzen das Risiko für ihre Fahrtüchtigkeit, wenn sie Grippemittel und andere Medikamente einnehmen.“
Besonders gefährlich sind Wechselwirkungen zwischen Medikamenten. So können in Kombination eingenommene Präparate gegen Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Epilepsie, Depression oder Grippe das Reaktionsvermögen beeinträchtigen. Konsumieren Patienten zusätzlich Alkohol, kann das die Wirkung der Medikamente und ihrer Nebenwirkungen verstärken. Der einfachste Weg, sich über Wechselwirkungen zu informieren, ist ein Blick auf den Beipackzettel. Patienten sollten ihren behandelnden Arzt bei der Verschreibung des Medikaments nach Neben- und Wechselwirkungen fragen. Entsprechende Hinweise kann auch die Apotheke geben. „Wer krank ist und Medikamente einnimmt, sollte genau überlegen, ob er sich fit genug fühlt, um mit dem Auto, Motorrad oder Fahrrad zu fahren“, rät Bühler. „Verkehrsteilnehmer sollten im Zweifel ihr Fahrzeug stehen lassen, um ein erhöhtes Unfallrisiko zu vermeiden.“
Vor allem ältere Menschen sollten auf ihre Fahrtüchtigkeit achten, da sie im Vergleich zu den Jüngeren häufiger mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen müssen. Hinzu kommt, dass die individuelle Leistungsfähigkeit mit dem Alter abnimmt, was sich insbesondere ab 75 Jahren bei vielen Menschen bemerkbar macht. Auch die Behandlung chronischer Krankheiten oder Operationen können sich ungünstig auf die Fitness beim Fahren auswirken. „Müssen Patienten einzelne oder sogar mehrere Medikamente über einen längeren Zeitraum einnehmen, ist ein freiwilliger Test zu empfehlen“, sagt Bühler. Einen Fitness-Check bieten zum Beispiel die medizinisch-psychologischen Stellen der TÜV-Organisationen an – unter strikter Wahrung der ärztlichen Schweigepflicht. Die Angebote umfassen Tests des Reaktions-, Wahrnehmungs- und Konzentrationsvermögens, meist unter Einbeziehung vorhandener medizinischer Befunde und einer individuellen verkehrsmedizinischen Untersuchung. Über die Ergebnisse erhält der Patient einen schriftlichen Befundbericht. Verkehrsteilnehmer können damit nicht nur ruhigen Gewissens fahren, sondern ihre Fahrtüchtigkeit auch im Fall eines Unfalls gegenüber Behörden oder Versicherungen belegen. Wer doch nicht so fit ist wie gedacht, wird von den TÜV-Experten eingehend beraten, was sie künftig beim Fahren berücksichtigen sollten, um sicher unterwegs zu sein.