Die Ergebnisse der TÜV Mobility Studie 2022 zeigen das Spannungsfeld, in dem sich die Verkehrsteilnehmer:innen in Deutschland derzeit befinden. Die Befragten haben erkannt, dass unser Verkehrssystem an seine Grenzen stößt: Sie sehen überlastete Innenstädte, Luftverschmutzung, die Klimabelastung sowie Staus und Unfälle als die größten Probleme des Straßenverkehrs. Dennoch fällt ihnen der Umstieg auf klimafreundliche Alternativen schwer. Das eigene Auto mit Verbrennungsmotor vor der Haustür ist immer noch das mit Abstand wichtigste Verkehrsmittel, weil es flexibel, schnell, immer verfügbar und im Vergleich zu Elektrofahrzeugen preiswerter ist.
Die Umfrage zeigt aber auch, dass die Bürger:innen eine klare Vorstellung von der Mobilität der Zukunft haben. An erster Stelle steht der Wunsch, mit dem öffentlichen Nahverkehr den gesamten Mobilitätsbedarf abdecken zu können. Neben dem beschleunigten Ausbau des ÖPNV fordern sie eine bessere Infrastruktur für den Fahrradverkehr. Eine Mehrheit befürwortet auch vermeintlich unpopuläre Maßnahmen wie ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen oder eine weitere Absenkung der Abgasgrenzwerte. Das sind gute Voraussetzungen für eine neue Verkehrspolitik. Eine gewisse Skepsis herrscht beim Thema Elektromobilität. Trotz des aktuellen Booms bei den Verkaufszahlen fragen sich viele, wie gut die Umweltbilanz von E-Autos tatsächlich ist. Und immer noch sprechen geringe Reichweiten, zu wenige Ladestationen und die hohen Kosten für die Befragten gegen die Anschaffung eines Elektrofahrzeugs.
Es ist jetzt Aufgabe aller Beteiligten, diese Widersprüche aufzulösen und die Bedingungen für eine umwelt- und klimaschonende Mobilität zügig zu verbessern. Es geht um den Ausbau des Nahverkehrs sowie der Infrastruktur für Fahrräder und andere Formen der Mikromobilität. Und wir brauchen neue Konzepte für den intelligenten, vernetzten Verkehr. Ein wichtiger Hebel für besseren Umwelt- und Klimaschutz ist die Elektromobilität. Die Ladeinfrastruktur muss dringend ausgebaut werden, um der immer noch weit verbreiteten „Reichweitenangst“ zu begegnen. Nicht zuletzt wünschen wir uns mehr Elektroautos „fürs Volk“. Die zahlreichen neuen E-SUVs, E-Sportwagen und E-Luxuslimousinen mögen betriebswirtschaftlich Sinn machen, einem breiten Umwelt- und Klimaschutz laufen sie zuwider. Bei aller Technik: Der Faktor Mensch muss mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Das gilt vor allem für Fahrausbildung und Fahrprüfung in einem immer dichteren Verkehr mit technisch immer komplexeren Fahrzeugen. Wenn Autos stärker von digitaler Technologie gesteuert werden, muss der Mensch in der Lage sein, die Übersicht zu behalten.
Klar ist: Auf dem Weg vom assistierten zum autonomen Fahren muss die Sicherheit an erster Stelle stehen. Es kann nicht sein, dass wir bei der HU die Bremsen eines Autos prüfen, nicht aber den Notbremsassistenten. Die empfindliche Sensorik automatisierter Fahrzeuge verschleißt im Laufe der Zeit. Und wer garantiert eigentlich, dass das letzte Software-Update des Herstellers auch tatsächlich aufgespielt wurde? Um Assistenzsysteme zu prüfen, brauchen wir den Zugang zu sicherheitsrelevanten Daten. Das ist eine politische Aufgabe. Die TÜV-Unternehmen haben sich in den letzten Jahren vorbereitet, um jederzeit auch für die digitale Sicherheit in der Mobilität sorgen zu können.
Ergebnisse der Studie
Politische Empfehlungen
Sichere Mobilität
- Fahrassistenzsysteme unabhängig prüfen
- Sicheren und gleichberechtigten Zugang zu Fahrzeugdaten ermöglichen
- Frequenzen für europaweit einheitlich vernetzte Verkehrssysteme bereitstellen
Nachhaltige Mobilität
- Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge beschleunigen
- Anteil erneuerbarer Energien steigern
- Emissionswerte für Abgase und Lärm besser überwachen
Menschliche Mobilität
- Fahrerlaubniswesen inhaltlich und qualitativ weiterentwickeln
- Alkohol- und Drogenfahrten wirksamer bekämpfen
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TÜV Mobility Studie 2022 "Zukunft der Mobilität: nachhaltig, digital, sicher"