Berlin, 12. Juli 2023 – Schwere Trunkenheit am Steuer, illegale Autorennen oder mehrmaliger Entzug der Fahrerlaubnis: Es gibt verschiedene Gründe für die Anordnung einer medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU). Dabei ermitteln Gutachter:innen, ob die betroffenen Personen aus den Vorfällen gelernt und ihr Verhalten dauerhaft verändert haben. „Kernfrage einer MPU ist, ob im Straßenverkehr auffällig gewordenen Personen auch in Zukunft eine erhöhte Gefahr für die Verkehrssicherheit darstellen“, sagt Marc-Philipp Waschke, Referent für Fahreignung, Fahrerlaubnis und Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband. „Die Verkehrspsycholog:innen beurteilen, ob sich die Teilnehmenden selbstkritisch mit dem eigenen Fehlverhalten auseinander gesetzt haben, sich den möglichen Konsequenzen ihres Handelns bewusst sind und den Gründen für ihr Verhalten auf die Spur gekommen sind.“ Das sei mitunter ein schwieriger Prozess und lasse sich nicht mit auswendig lernen erreichen. Viele Betroffene setzen daher auf professionelle Unterstützung. Doch die Suche nach einer kompetenten MPU-Beratungsstelle ist nicht einfach. Unseriöse Anbieter locken mit falschen Erfolgsversprechen und Geld-zurück-Garantie und präsentieren im Anschluss hohe Rechnungen. Der TÜV-Verband erklärt, woran seriöse Angebote zu erkennen sind und wie die verkehrspsychologischen Maßnahmen dabei helfen, ein positives MPU-Gutachten zu erhalten.
Worauf sollten Betroffene bei der Auswahl eines Anbieters achten?
Die MPU besteht aus einer verkehrsmedizinischen Untersuchung, einer Leistungsuntersuchung und dem psychologischen Untersuchungsgespräch. „Ein wichtiges Kriterium für die Qualität der MPU-Vorbereitung ist die fachliche Qualifikation der Psycholog:innen, mit denen die Teilnehmenden arbeiten“, sagt Waschke. „Interessierte sollten für eine erfolgreiche Vorbereitung auf verkehrspsychologische Expertise setzen. Misstrauisch sollten sie bei irreführenden Bezeichnungen wie Verkehrstherapie, MPU-Beratung oder ähnlichen Begriffen sein.“ Die Berufsbezeichnungen sind nicht geschützt und unseriöse Anbieter täuschen fachliche Qualifikation mit einem hochtrabenden Titel vor. Seriöse Anbieter geben dagegen stets Auskunft über ihre psychologische Ausbildung und Erfahrungen in der Verkehrspsychologie. „Abstand nehmen sollte man von Angeboten, die die ‚richtigen Antworten‘ versprechen oder ‚100 Prozent Erfolg‘ garantieren“, rät Waschke. „Die Vorbereitungskurse können solche Versprechungen nicht halten, denn bei der MPU kommt es gänzlich auf die jeweilige Person und ihr Verhalten an.“ Dabei spielt die richtige Diagnose und Einschätzung der eigentlichen Problematik eine wichtige Rolle. Eine verkehrspsychologische Vorbereitungsmaßnahme kann im Vorfeld dabei unterstützen, die richtigen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zu ziehen.
Wie gehen vertrauensvolle Anbieter vor?
Während einer ersten, meist kostenlosen Beratung legen seriöse Anbieter von MPU-Vorbereitungskursen die notwendige Qualifikation, das Vorgehen und die Kosten offen. Kommt es zu einer Zusammenarbeit, werden Vereinbarungen zu finanziellen und zeitlichen Aspekten, zu den Inhalten und zum Abschluss der Maßnahme vertraglich festgehalten. Zu Beginn einer MPU-Vorbereitung wird eine Bestandsaufnahme gemacht und wichtige Dokumente, zum Beispiel Vorgutachten, die Führerscheinakte oder ein Auszug aus dem Verkehrszentralregister gesichtet. „Neben den formalen Aspekten inklusive transparenter Verträge und Kosten führen vertrauensvolle Anbieter ihre Kunden stets kompetent durch den gesamten Prozess“, sagt Waschke. „Mit Unterstützung der Psychologen können die Teilnehmenden Veränderungen in ihrem Verhalten einleiten. Und das ist genau das, was die Gutachter später in der MPU sehen wollen.“ Die Psychologen protokollieren den Verlauf der MPU-Vorbereitung und nach Beendigung erhalten Teilnehmende eine Bescheinigung über die Anzahl der psychologischen Sitzungen und die Dauer der Maßnahme. Die Teilnahmebescheinigung kann anschließend bei der MPU-Begutachtungsstelle eingereicht werden.
Wann sollte mit der MPU-Vorbereitung begonnen werden?
„Eine Voraussetzung für das positive Bestehen einer MPU ist die stabile und langfristige Verhaltensänderung“, rät Waschke. „Die professionelle Unterstützung durch Verkehrspsycholog:innen hilft dabei, die neuen Verhaltensstrategien praktisch umzusetzen und Rückfälle zu vermeiden.“ Die Vorbereitung auf die MPU sollte schnellstmöglich nach dem Verkehrsdelikt und sogar vor dem Beschluss der Behörde beginnen. MPU-Gutachter:innen werten beispielsweise bei Alkohol- und Drogenverstößen eine Abstinenzzeit zwischen sechs Monaten und einem Jahr als positiv. Waschke: „Die frühzeitige Teilnahme an einer verkehrspsychologischen Vorbereitungsmaßnahme kann dann wesentlich zum Erfolg in der MPU beitragen.“