25. Februar 2021 – Das Statistische Bundesamt hat die vorläufigen Unfallzahlen für 2020 veröffentlicht. Die Zahl der Verkehrsunfälle in Deutschland ist im Vergleich zum Vorjahr um 15,8 Prozent gesunken. Bei 264.900 Unfällen mit Personenschäden wurden 328.000 Menschen verletzt, davon 58.016 schwer. Insgesamt starben 2.724 Verkehrsteilnehmer:innen. Im Vergleich zu 2019 (3.046 Todesopfer) ein Rückgang um 10,6 Prozent. „Die Corona-Pandemie hatte einen positiven Effekt auf die Unfallstatistik“, sagt Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug und Mobilität des TÜV-Verbands. „Durch Lockdown, Homeoffice und verringertes Reiseaufkommen waren 2020 weniger Menschen im Straßenverkehr unterwegs und es kam zu weniger Unfällen.“ Die rückläufige Zahl der Verkehrstoten um 10,6 Prozent sei positiv. Bereits 2019 sank die Zahl um 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Goebelt: „Trotzdem sind die erfreulichen Zahlen kein Ergebnis, auf dem wir uns ausruhen dürfen. Die ‚Vision Zero‘ mit Ziel von null Verkehrstoten ist deshalb nicht schneller erreichbar. Die Zahlen von 2020 sind nicht repräsentativ für die Entwicklung der Verkehrssicherheit. Ohne konsequente Maßnahmen werden die Unfallzahlen und Opferzahlen steigen, sobald eine Normalisierung des Verkehrsgeschehens nach den Covid-Einschränkungen einsetzt. Corona hat den Verkehr nicht grundsätzlich sicherer gemacht. Denn während die Unfallzahlen zwar grundsätzlich sanken, geht der positive Trend an den Fahrradfahrern weitgehend vorbei.“
Sichere Rahmenbedingungen für Radverkehr schaffen
Jede:r zehnte Getötete im Straßenverkehr war mit dem Fahrrad unterwegs. Zwar starben in den Monaten Januar bis November des Pandemiejahres mit 271 Fahrradfahrer:innen 40 weniger als im Vorjahr (minus 12,9 Prozent). Dagegen nahm die Zahl der getöteten E-Bike-Fahrer:innen um 19,1 Prozent überproportional zu. Es starben 137 Pedelecfahrer:innen im Jahr 2020 auf deutschen Straßen. Goebelt: „Fahrrad- und Pedelecfahrer sind auch bei verringertem Verkehrsaufkommen besonders gefährdet. Um diesen Negativtrend zu stoppen, muss sich die Verkehrssicherheitsarbeit endlich verstärkt den Radfahrenden widmen. Die Politik darf sich nicht auf den positiven Zahlen ausruhen, sondern die Bedingungen für sicheren Radverkehr nachhaltig verbessern.“ So müsse die Verkehrsinfrastruktur beispielsweise durch gefahrlose Querungsmöglichkeiten und durchgängige Radwege ausgebaut werden, sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten.
Im Jahr 2020 lief das Verkehrssicherheitsprogramm des Bundes der vergangenen Dekade aus. Die Bundesregierung hat es bislang versäumt, eine übergreifende Strategie der Verkehrssicherheitsarbeit für die Jahre 2021-2030 in Deutschland vorzulegen. In unserem Positionspapier sind die ausführlichen Forderungen des TÜV-Verbands an ein Verkehrssicherheitsprogramm für das neue Jahrzehnt dargelegt.