Berlin, 25. Oktober 2022 – Die Vermittlung von Führungskompetenzen, Soft Skills und digitaler Fähigkeiten gehören aktuell zu den wichtigsten Themen in der beruflichen Weiterbildung. Das hat eine Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.808 Erwerbstätigen in Deutschland ergeben. Demnach geben 51 Prozent der Befragten an, dass es in ihrem Unternehmen einen großen oder sehr großen Bedarf für Führungskräftetrainings gibt. Weitere 31 Prozent haben hier einen mittleren Bedarf. 50 Prozent sehen einen großen Fortbildungsbedarf bei betrieblichen Beauftragten beispielsweise für Datenschutz, Arbeitsschutz oder Nachhaltigkeit (32 Prozent mittlerer Bedarf). Jeweils 48 Prozent der Unternehmen haben einen großen Bedarf an Schulungen im Bereich der persönlichen Entwicklung (33 Prozent mittlerer Bedarf) sowie für Digitalthemen (31 Prozent mittlerer Bedarf). Dagegen rücken klassische Wirtschaftsthemen wie Rechnungswesen oder Vertrieb etwas in den Hintergrund. Nur 26 Prozent haben hier zurzeit einen großen Bedarf und 41 Prozent einen mittleren. „Themen wie die Digitalisierung, die Klimakrise und der Fachkräftemangel setzen die Unternehmen unter enormen Anpassungsdruck. Agiles Führen, die Aneignung von Soft Skills und digitale Kompetenzen spielen in diesem Umfeld eine immer größere Rolle“, sagte Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, bei der Vorstellung der „TÜV Weiterbildungsstudie“. In der Umfrage geben 60 Prozent der Befragten an, dass sich die Arbeitsprozesse in ihrem Unternehmen in den vergangenen drei Jahren stark oder sogar sehr stark verändert haben. 27 Prozent beobachteten geringe Veränderungen und 13 Prozent nur sehr kleine oder gar keine Veränderungen. Und 87 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass lebenslanges Lernen für ihre eigene Position wichtig oder sehr wichtig ist. Bühler: „Mit gezielten Weiterbildungen können Unternehmen auf Veränderungen reagieren und die persönliche Entwicklung ihrer Mitarbeitenden fördern.“
Laut den Ergebnissen der Studie bleiben Präsenzveranstaltungen trotz des Trends zum E-Learning die beliebteste Form der beruflichen Weiterbildung: 83 Prozent der Befragten halten Schulungen vor Ort für ein attraktives oder sehr attraktives Weiterbildungsformat. „Bei Weiterbildungen geht es meist um mehr als die reine Vermittlung von Fachwissen“, sagte Bühler. „Praktische Übungen und der persönliche Erfahrungsaustausch mit Trainer:innen und anderen Teilnehmenden spielen bei vielen Fortbildungen eine zentrale Rolle.“ Allerdings gelten sind inzwischen auch digitale Lernelemente stark gefragt. 79 Prozent halten eine Kombination aus Präsenzphasen und E-Learnings, das so genannte Blended Learning, für ein attraktives Weiterbildungsformat. Auf Platz drei liegen mit 73 Prozent Live Online-Trainings, bei denen Lehrende und Teilnehmende in einem virtuellen Schulungsraum interagieren können. Den geringsten Zuspruch erhalten Online-Trainings ohne Live-Sessions mit 54 Prozent und Massive Open Online Courses (MOOC) mit 46 Prozent. MOOCs sind zum Teil kostenlose Online-Kurse mit sehr vielen Teilnehmenden. „Die Attraktivität der Weiterbildungsformate steigt mit dem persönlichen Kontakt zu den Trainer:innen – und zwar unabhängig davon, ob ein Kurs online oder offline stattfindet“, sagte Bühler. Dabei komme es insbesondere bei längeren Schulungen auf eine gute Mischung aus – virtuellen oder physischen – Präsenzphasen (synchrones Lernen) und Selbststudium (asynchrones Lernen) an. Laut Umfrage liegt die ideale Verteilung bei etwa zwei zu eins: 64 Prozent sollte aus synchronen Lernphasen und 36 Prozent aus asynchronen Bestandteilen bestehen.
Bei Fortbildungen Online- und Offline-Formate in Balance bringen
Die Frage, welches Weitbildungsformat bevorzugt wird, hängt auch von den Inhalten der Schulung ab. 72 Prozent der befragten Entscheider:innen mit einem hohen Bedarf für Führungskräftetrainings bevorzugen bei diesem Thema Präsenzveranstaltungen. Auch bei Seminaren rund um die persönliche Entwicklung wie Kommunikation, Kreativität oder Teamwork präferieren 67 Prozent Seminare vor Ort. Weniger wichtig sind Präsenzseminare dagegen bei der Vermittlung von Fachkenntnissen. Bei Digitalthemen bevorzugt mit einem Anteil von 40 Prozent eine Mehrheit Live Online-Trainings. Bei Wirtschafts- und Managementthemen liegen Präsenzseminare mit 43 Prozent nur leicht vor Live Online-Trainings mit 40 Prozent. „Der persönliche Kontakt der Präsenzveranstaltung steht einem geringeren zeitlichen Aufwand und einem selbstbestimmten Lernen bei Online-Formaten gegenüber“, sagte Bühler. „Daher sollten Arbeitgeber die Vor-und Nachteile von Online- und Offline-Formaten abwägen und in eine passende Balance bringen.“
Aus Sicht des TÜV-Verbands sollten Unternehmen in Weiterbildungen ihrer Mitarbeitenden investieren, um ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern und dem Arbeits- und Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Weiterbildungen sind in Zeiten des digitalen Wandels und der nachhaltigen Transformation eine strategische Resilienz-Maßnahme“, betonte Bühler. Dabei sollten Arbeitgeber verstärkt auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen und Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Herkunft berücksichtigen. „Die Weiterbildungspartner der Unternehmen sollten individualisierte statt vorgefertigte Lösungen anbieten können“, sagte Bühler. Ein Mittel auf diesem Weg sind langfristigere Bildungspartnerschaften, bei denen Arbeitgeber und Anbieter gemeinsam Fortbildungsprogramme für die Mitarbeitenden entwickeln können.
Die TÜV-Akademien zählen zu den größten beruflichen Weiterbildungsanbietern in Deutschland. Einen Schwerpunkt bildet traditionell das Beauftragtenwesen. „Die Aufgaben der betrieblichen Beauftragten werden zunehmend wichtiger und immer komplexer. Die Gewährleistung des Datenschutzes, der Arbeits- und Gesundheitsschutz in Zeiten der Pandemie oder die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen erfordern umfangreiche Kompetenzen, die immer wieder aufgefrischt werden sollten“, sagte Bühler. Ein weiterer Schwerpunkt der TÜV-Akademien ist die digitale Transformation.