12. Oktober 2018 — Am 13. Oktober 1868 hat der erst 29 Jahre alte Ingenieur Carl Isambert seine Arbeit aufgenommen. Das ist ein historischer Tag, denn Isambert war der erste bei einem Überwachungsverein fest angestellte technische Sachverständige in Deutschland. Seine Aufgabe: Die Sicherheit von Dampfkesseln prüfen. Seine Mission: Menschenleben retten. Seine Tätigkeit war dringend erforderlich, denn in der ersten Phase der Industrialisierung gingen regelmäßig Dampfkessel in die Luft. Die Folge waren schwere Unfälle mit vielen Toten und Verletzten. So auch im Januar 1865, als in einer Mannheimer Brauerei ein riesiger Dampfkessel explodierte. „Thüren sprangen auf, die Fensterscheiben klirrten, so dass Manche die Anfänge eines Erdbebens zu verspüren glaubten“, berichtete das Mannheimer Journal. Die Explosion tötete einen Arbeiter, mehrere weitere verletzten sich. Das Unglück veranlasste die Industriellen in der Region, etwas gegen die Gefahren dieser neuen Technologie zu tun. Bereits ein Jahr später, am 6. Januar 1866, gründeten 22 Unternehmer in Mannheim die „Gesellschaft zur Überwachung und Versicherung von Dampfkesseln“. Es ist die Geburtsstunde der Technischen Überwachungsvereine (TÜV) in Deutschland.
Es dauerte dann noch zweieinhalb Jahre, bis Isambert mit seiner Arbeit als Prüfingenieur beginnen konnte. Seine erste Inspektionsreise führte ihn durch das Großherzogtum Baden. Die Ergebnisse waren ernüchternd: Viele der von ihm untersuchten Dampfkessel waren in einem schlechten Zustand, da sich weder die Besitzer noch die Kesselwärter ausreichend mit den Anlagen auskannten. Neben der technischen Prüfung der Dampfkessel schulte Isambert die Arbeiter darin, wie sie die Kessel sicherer und effizienter betreiben konnten. In den Mitgliederversammlungen des Überwachungsvereins berichtete der Ingenieur von seinen Erkenntnissen. Mit Erfolg: Bereits bei seiner nächsten Inspektionsreise gab es erheblich weniger zu beanstanden, weil die Betreiber die besonders alten oder gefährlichen Dampfkessel ausgetauscht oder ersetzt hatten.
Doch Isambert ruhte nicht und bildete sich beständig fort, zum Beispiel bei einer Forschungsreise nach England, damals das Pionierland der Industrialisierung. Der Ingenieur publizierte fortan seine Erkenntnisse und trug damit maßgeblich zum Aufbau der ersten Technischen Überwachungsvereine in Deutschland bei. Darüber hinaus war er mit seiner Tätigkeit Mitbegründer des seinerzeit noch völlig neuen Berufsfelds des Prüfingenieurs. Für seine Verdienste erhielt Isambert das badische Ritterkreuz erster Klasse. Er starb am 7. November 1899.