Fahreignungsseminare sollten ab sechs Punkten Pflicht sein

Rücksichtsloses und gefährliches Fahrverhalten kann fatale Folgen haben. Mit Fahreignungsseminaren kann ein aggressiver Fahrstil geändert werden. Fahrer:innen können mit den Seminaren dem Führerscheinentzug vorbeugen und Punkte abbauen. Am 19. Juni 2021 ist Tag der Verkehrssicherheit.

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16. Juni 2021 – Abrupte Spurwechsel, Missachten der Vorfahrt, Überfahren roter Ampeln, dichtes Auffahren, Versperren der Rettungsgassen oder hemmungslose Raserei – rücksichtsloses Autofahren führt immer wieder zu schweren Unfällen mit Toten und Schwerverletzten. Im Jahr 2020 sind in Deutschland  mehr als 2.700 Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. 328.000 weitere Verkehrsteilnehmer:innen erlitten schwere, oft lebensverändernde Verletzungen. „Viele Tote und Schwerverletzte im Straßenverkehr sind auf gefährliches Fahrverhalten zurückzuführen“, sagt Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug & Mobilität des TÜV-Verbands. „Strafen allein reichen in der Regel nicht aus, um notorische Verkehrsrowdys dazu zu bewegen, ihr Verhalten dauerhaft zu ändern.“ Zum Tag der Verkehrssicherheit am 19. Juni 2021 fordert der TÜV-Verband daher die verpflichtende Teilnahme an Fahreignungsseminaren für Fahrer:innen mit mehr als fünf Punkten im Fahreignungsregister in Flensburg. Goebelt: „In Fahreignungsseminaren können die Teilnehmer ihr Verhalten reflektieren und ihre persönlichen Kompetenzen verbessern. Und sie lernen, wie sie aggressives Fahrverhalten ändern können.“

Aus Sicht des TÜV-Verbands sollte die Teilnahme an Fahreignungsseminaren ab sechs Punkten in Flensburg für Auto- und Motorradfahrer:innen Pflicht sein. „Fahrer mit sechs Punkten in Flensburg haben innerhalb kurzer Zeit mehrfach schwer gegen die Verkehrsregeln verstoßen und stehen kurz vor dem Führerscheinentzug“, sagt Goebelt. Aktuell ist der Besuch der Seminare noch freiwillig. Ab einer Anzahl von acht Punkten wird Autofahrer:innen die Fahrerlaubnis entzogen. Erst nach einer Frist von mindestens sechs Monaten und der Teilnahme an einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) kann diese wiedererlangt werden. Aus Sicht des TÜV-Verbands ist der Ausbau von präventiven Maßnahmen wie die Teilnahme an Fahreignungsseminaren sinnvoll, um Unfälle im Straßenverkehr zu vermeiden und die Verkehrssicherheit insgesamt zu erhöhen.

In den Fahreignungsseminaren bekommen die Teilnehmer:innen Unterstützung von erfahrenen Verkehrspsycholog:innen. „Die Unfallgefahr und damit das Risiko, sich selbst oder anderen zu schaden, blenden notorische Verkehrsgefährder in der Regel einfach aus. Stattdessen glauben sie, alles im Griff zu haben“, sagt Goebelt. Daher bestehe eine wichtige Aufgabe der Seminare zunächst darin, die Gefahren des eigenen Fahrstils überhaupt zu erkennen. Darüber hinaus ist der drohende Verlust des Führerscheins ein konkreter Anreiz für die Teilnahme an einem Fahreignungsseminar. Bisher haben Fahrer:innen mit bis zu 5 Punkten die Möglichkeit, einen Punkt abzubauen, indem sie freiwillig an einem Fahreignungsseminar teilnehmen. Weitere Anreize für eine frühzeitige Teilnahme sind daher sinnvoll: Bis zum Punktestand von fünf sollten den erfolgreichen Teilnehmer:innen zwei statt nur ein Punkt aus ihrem Fahreignungsregister gestrichen werden. Bei einer Teilnahme mit mehr als sechs Punkten im Verkehrsregister könnte eine Reduzierung um einen Punkt erfolgen.