Erste Digitalministerkonferenz: Schritt in die richtige Richtung, doch Herausforderungen bleiben

Digitalministerkonferenz bietet eine Plattform für länderübergreifenden Austausch, um Digitalisierung in Deutschland voranzutreiben. TÜV-Verband sieht in der Konferenz einen wichtigen, aber überfälligen Schritt zur Koordinierung der Digitalisierungsbestrebungen. Skepsis hinsichtlich ihrer Durchschlagskraft bleibt bestehen.

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Berlin, 19. April 2024 – Zum ersten Mal treffen sich die deutschen Digitalminister, um über die digitale Zukunft des Landes zu beraten. Marc Fliehe, Fachbereichsleiter Digitalisierung und Bildung beim TÜV-Verband, sagt dazu:

„Die Digitalisierung in Deutschland muss effizient und ohne Barrieren zwischen den Bundesländern vorangetrieben werden. Die erste Digitalministerkonferenz markiert daher einen notwendigen Schritt, die Digitalisierungsanstrengungen länderübergreifend zu koordinieren. Der TÜV-Verband begrüßt diese Initiative ausdrücklich. Bisher werden viele digitalpolitische Kernthemen in Regie und nach Vorstellung der Bundesländer und föderal organisiert. Die Konferenz bietet eine Plattform, Deutschland im Bereich digitaler Bildung, Digitalisierung der Verwaltung und Cybersicherheit effektiv voranzubringen. Es bleibt jedoch eine gewisse Skepsis hinsichtlich der Durchschlagskraft bestehen und es bleibt abzuwarten, wie nachhaltig und effektiv die beschlossenen Maßnahmen in die Praxis umgesetzt werden.“

Fachkräftemangel erfordert länderübergreifendes Handeln

„Ein länderübergreifendes Problem ist der Fachkräftemangel, der durch eine unzureichende digitale Bildung verschärft wird. Unsere Weiterbildungsstudie zeigt, dass erheblicher Bedarf besteht, Digitalqualifikationen auf breiter Front zu fördern. Über die Hälfte – 58 Prozent – der Unternehmen hat einen hohen Weiterbildungsbedarf an Digitalkompetenzen. Untätigkeit in diesem Bereich gefährdet die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft.“

„Dringender Handlungsbedarf besteht auch hinsichtlich der Zukunftstechnologie Künstlicher Intelligenz, ansonsten droht Deutschland international den Anschluss zu verlieren. Bisher bieten nur wenige Unternehmen ihren Mitarbeitenden KI-Weiterbildungen an: Nur in 12 Prozent der Unternehmen haben Mitarbeitende an KI-Fortbildungen teilgenommen. In weiteren 6 Prozent ist das konkret geplant und 10 Prozent ermitteln den Bedarf. Dagegen sehen 71 Prozent aktuell keinen Bedarf für KI-Schulungen. Nachdem die Digitalisierung der Verwaltung in der Vergangenheit eher stiefmütterlich behandelt wurde, muss die Integration von Künstlicher Intelligenz jetzt Priorität haben. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz können Bürokratielasten abgebaut und erhebliche Effizienzgewinne erzielt werden.“

„Für eine effektive Digitalisierungsstrategie ist es unerlässlich, sollten die Bundesländer nicht in Silos denken, sondern bestehende Synergien nutzen, die durch eine Zusammenarbeit mit etablierten nationalen Akteuren entstehen. Die Bundesländer müssen die national verfügbaren Digital-Ressourcen nutzen, um eine robuste, sichere und zukunftsfähige Digitalstrategie zu entwickeln. Dies wird nicht nur die Effizienz staatlicher Dienstleistungen verbessern, sondern auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stärken.“

Methodik-Hinweis: Grundlage der Studienergebnisse ist eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Forsa im Auftrag des TÜV-Verbands unter 500 Unternehmen ab 20 Mitarbeitenden in Deutschland. Befragt wurden von Oktober bis Dezember 2023 Verantwortliche für Weiterbildung, Geschäftsführer, CEOs und Vorstände.