Kauf, Nutzung, Pflege: Tipps für sichere Vertikutiergeräte

Bei motorisierten Geräten Gefahr von Schnittverletzungen, Stromschlag oder Bränden. Beim Kauf von Vertikutierern auf Sicherheitsfunktionen und Materialqualität achten. Richtige Bedienung, Wartung und Aufbewahrung reduziert Unfallrisiken. TÜV-Verband gibt Tipps für Kauf und sichere Nutzung.

© Tsuchiya via Unsplash

Berlin, 22. April 2025 – Mit dem Frühling beginnt die Gartensaison. Viele Hobbygärtner greifen jetzt zum Vertikutierer, um ihren Rasen zu Beginn seiner Wachstumsphase im Frühjahr oder bei Bedarf noch einmal im Frühherbst zu belüften und zu pflegen. Doch gerade bei motorisierten Geräten ist Vorsicht geboten: Unsachgemäßer Gebrauch, falsche Montage bei austauschbaren Vertikutier- und Lüfterwalzen, Überlastung der Maschine oder minderwertige Qualität können zu Schäden und teils schweren Unfällen führen. „Elektro-Vertikutierer sind praktische Helfer, bergen aber auch Risiken in der Anwendung, wenn bestimmte Schutzmaßnahmen und Sicherheitsstandards nicht eingehalten werden“, sagt André Siegl, Experte für Arbeits- und Gesundheitsschutz beim TÜV-Verband. Vertikutierer ritzen mit rotierenden Messern oder festen Zinken die Grasnarbe an. Dadurch werden Moos, Rasenfilz und abgestorbene Pflanzenreste entfernt. Das verbessert die Belüftung des Bodens, erleichtert die Wasseraufnahme und ermöglicht dem Rasen ein dichteres, gesünderes Wachstum.

Wer seinen Rasen vertikutieren möchte, sollte dabei nicht zu früh starten: Erst wenn die Bodentemperatur im Frühjahr konstant über zehn Grad Celsius liegt und das Gras sichtbar wächst, ist der richtige Zeitpunkt gekommen. Ist der Rasen in einem guten Zustand, reicht es aus, ihn einmal pro Jahr zu vertikutieren. Der Boden sollte möglichst trocken sein, da eine feuchte Grasnarbe leichter beschädigt wird und die Messer verkleben können.

Unfallrisiken bei der Gartenarbeit

Dass Gartenarbeit erhebliche Gefahren birgt, zeigen Unfallzahlen aus dem gewerblichen Bereich. Laut der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) ereigneten sich im Jahr 2023 insgesamt 17.911 meldepflichtige Arbeits- und Wegeunfälle im Gartenbau und in der Landschaftspflege. Auch Arbeiten mit scharfen oder rotierenden Werkzeugen wie Vertikutierern sind mit Risiken verbunden. „Schnittverletzungen durch ungeschützte Vertikutier- und Lüfterwalzen, die durch unvorsichtiges Hineingreifen in das nachlaufende Schneidwerk hervorgerufen werden können, sind keine Seltenheit. Das kann beispielsweise passieren, wenn die Zweihand-Sicherheitsschaltung defekt ist“, sagt Siegl. „Auch elektrischer Schlag durch Kabeldefekte oder Überfahren der Leitungen kommen immer wieder vor.“ Ein Vertikutierer sollte grundsätzlich mit einem Auffangkorb betrieben werden, da nicht nur Gras, sondern auch Stöcke, Sand oder Steine herausgeschleudert werden können. Das Tragen von langen Hosen und festem Schuhwerk schützt Nutzende.

Manuell, elektrisch oder mit Benzin: Die richtige Wahl treffen

Manuelle Vertikutierer eignen sich für kleinere Flächen und haben ein geringes Verletzungsrisiko. Geräte mit Rollen erleichtern die Arbeit und sind schon ab rund 30 Euro erhältlich. Kabelgebundene und Akku-betriebene Elektro-Vertikutierer oder benzinbetriebene Modelle sind für größere Rasenflächen geeignet und deutlich leistungsstärker – sie erfordern aber auch mehr Vorsicht. „Bei motorisierten Geräten ist es wichtig, auf bestimmungsgemäße Verwendung und korrekte Handhabung zu achten“, betont Siegl. Elektro-Vertikutierer liegen preislich bei 100 bis 400 Euro, Benzin-Vertikutierer bei etwa 250 bis 500 Euro. Wer den Vertikutierer nur gelegentlich benötigt, kann Geräte auch im Baumarkt ausleihen. Die Leihgebühr für motorisierte Vertikutierer liegt je nach Anbieter bei etwa 30 bis 50 Euro pro Tag.

Wichtige Qualitäts- und Sicherheitsmerkmale

Beim Kauf eines Vertikutierers sollten Verbraucher:innen auf folgende Punkte achten:

  • Kennzeichnung: Das CE-Kennzeichen zeigt an, dass das Gerät den europäischen Sicherheitsanforderungen entspricht. Weitere Sicherheitsanforderungen erfüllen Geräte, die zusätzlich das GS-Zeichen für „Geprüfte Sicherheit“ oder ein TÜV-Prüfzeichen tragen.
  • Sicherheitsfunktionen: Dazu gehören eine Zweihand-Sicherheitsschaltung, die ein unbeabsichtigtes Starten verhindert, und ein Überlastschutz.
  • Robuste Bauweise: Ein stabiles Gehäuse und hochwertige Materialien erhöhen die Lebensdauer und Sicherheit des Geräts.
  • Ergonomisches Design: Ein verstellbarer Griff, eine mehrstufige Höhenverstellung und leichtgängige Räder erleichtern die Handhabung.

 

Verbraucher:innen sollten beim Kauf darauf achten, dass dem Gerät eine Konformitätserklärung zu den betreffenden EU-Richtlinien und eine umfassende Bedienungsanleitung beiliegt. Vertikutierer müssen verschiedenen Sicherheitsnormen entsprechen: DIN EN 50636-2-92 für die „Sicherheit elektrischer Geräte für den Hausgebrauch“, DIN EN 62841-4-1 und 4-7 für elektrische Rasen- und Gartenmaschinen mit besonderen Anforderungen für Rasen-Vertikutierer und –Lüfter sowie DIN EN 13684 für handgeführte Rasen-Bodenbelüfter und Vertikutierer.

Um Unfälle zu vermeiden, sollten folgende Hinweise beachtet werden:

  • Vorbereitung des Rasens: Vor dem Vertikutieren sollte der Rasen auf etwa zwei bis vier Zentimeter heruntergemäht werden.
  • Vor dem Einsatz: Das nicht an die Stromzufuhr angeschlossene Gerät auf mögliche Fremdkörper in den Vertikutier- und Lüfterwalzen sowie auf sichtbare Schäden prüfen und sicherstellen, dass alle Schutzvorrichtungen intakt sind.
  • Während des Betriebs: Feste Schuhe und enganliegende Kleidung tragen, um ein Hängenbleiben zu verhindern. Schutzbrille und Handschuhe bieten zusätzlichen Schutz vor herumfliegenden Steinen oder Erdpartikeln.
  • Stromversorgung: Nur für den Außenbereich geeignete Verlängerungskabel verwenden und diese so verlegen, dass sie nicht beschädigt werden können. Bei der Nutzung auf die Kabelführung achten!
  • Wartung: Bei Elektrogeräten vor Reinigungs- und Wartungsarbeiten stets den Netzstecker ziehen bzw. den Akku entfernen. Bei Benzinmodellen den Zündkerzenstecker abziehen.
  • Lagerung: Das Gerät trocken und außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren.

 

Zusätzliche Hinweise für benzinbetriebene Vertikutierer

Bei benzinbetriebenen Geräten sind spezielle Sicherheitshinweise zu beachten. Die Geräte sollten nicht in geschlossenen Räumen gestartet oder betrieben werden, da die Abgase giftiges Kohlenmonoxid enthalten. Vor dem Betanken den Motor abkühlen lassen und Benzin nur im kalten Zustand nachfüllen. Nur zugelassene Benzinkanister verwenden und sicher lagern. „In der Nähe der Geräte und Benzinkanister sollte keinesfalls mit Grills, Zigaretten oder anderen Zündquellen hantiert werden“, sagt Siegl. Darüber hinaus sollte Nutzer einen Gehörschutz tragen, da die Geräte deutlich lauter sind als elektrische Modelle.

Vertikutierer sind nützliche Geräte für die Rasenpflege – ob elektrisch, benzinbetrieben oder manuell. Ihre sichere Anwendung erfordert Aufmerksamkeit und die Beachtung von Sicherheitsstandards. Siegl: „Investieren Sie in Qualität und informieren Sie sich über die richtige Handhabung – so schützen Sie sich und andere vor möglichen Gefahren.“