Schon im Herbst sollten Autofahrer:innen ihre Fahrzeuge auf den Winter vorbereiten, um nicht vom Wintereinbruch überrascht zu werden. „Ein gründlicher Wintercheck deckt alle sicherheitsrelevanten Faktoren im Auto ab“, sagt Richard Goebelt, Geschäftsbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband. „Vor allem auf die Beleuchtung, die Bremsen und die Reifen muss in der dunklen Jahreszeit Verlass sein. Die richtige Vorbereitung schützt außerdem alle Fahrzeugteile vor Kälte, Nässe und Streusalz.“ Der TÜV-Verband gibt Tipps, um das Auto fit für den Winter zu machen.
Für freie Sicht und sichere Beleuchtung sorgen
Auto fahren im Winter ist eine Herausforderung für Fahrer:innen. Umso wichtiger sind eine freie Sicht und ausreichend Licht. „Wer in der dunklen Jahreszeit ohne einwandfreie Beleuchtungsanlage unterwegs ist, gefährdet sich und andere“, betont Goebelt. „Ein Rundgang um das Auto vor jeder Fahrt zeigt schnell, ob alle Lampen funktionieren und, ob die Scheinwerfer sauber sind. Bereits eine halbstündige Fahrt auf matschigen Straßen, kann die Leuchtkraft um bis zu 60 Prozent mindern.“ Schwachstellen der Beleuchtung, wie defekte Rückleuchten, Probleme beim Abblendlicht oder falsch eingestellte Scheinwerfer, sollten sofort behoben werden. Bei älteren Fahrzeugen können Autofahrer:innen defekte Leuchtmittel in der Regel mit wenigen Handgriffen selbst tauschen. An modernen Fahrzeugen kann es für Laien schwieriger sein, an die Leuchtmittel heranzukommen und Abblend- oder Fernlicht korrekt einzustellen. Die gesamte Beleuchtungsanlage sollte dann in einer Werkstatt mindestens einmal im Jahr überprüft werden.
Für eine freie Sicht bei Nebel, Regen oder Schnee sollte jetzt auch die Scheibenwischanlage kontrolliert werden. „Durch eine verdreckte Scheibe können Fahrten auf verschneiten und matschigen Straßen schnell zum Blindflug werden“, warnt Goebelt. Wischerblätter sollten deshalb auf Beschädigungen überprüft und wenn sie Schlieren ziehen getauscht werden. Goebelt: „Die Heckwischer werden oft vernachlässigt, aber auch nach hinten ist freie Sicht wichtig. Stark beschädigte Gummilippen können die Heckscheibe zerkratzen. Sind die Gummis eingerissen, müssen auch diese getauscht werden.“ Damit das Wischwasser bei kalten Temperaturen nicht gefriert, sollte zudem ein Reinigungszusatz mit Frostschutz in die Scheibenwaschanlage gefüllt werden. Danach die Anlage bedienen, damit auch die Zuleitungen frostsicher sind.
Vor dem ersten Kälteeinbruch Winterreifen aufziehen
Von Oktober bis Ostern gehören Winter- oder Allwetterreifen mit Alpine-Symbol an das Auto. Wer auf verschneiten oder vereisten Straßen mit Sommerreifen unterwegs ist, riskiert bis zu 120 Euro Bußgeld und kassiert einen Punkt im Verkehrszentralregister in Flensburg. „Sommerreifen sind nicht für Temperaturen unter 7 Grad Celsius ausgelegt“, warnt Goebelt. „Durch die harte Gummimischung und fehlende Lamellen verlieren Sommerreifen im Winter schneller die Bodenhaftung und verlängern den Bremsweg – egal ob die Straßen trocken oder nass sind.“ Auch Profiltiefe und Reifendruck der Winterreifen sorgen für stabiles Fahrverhalten. Vor der Montage der Winterreifen sollte deren Profil geprüft werden. Vorgeschrieben sind mindestens 1,6 Millimeter Profiltiefe, empfohlen sind jedoch 4 Millimeter.
„Nach sechs Jahren sind die Reifen zu hart und bieten nicht mehr genug ‚Grip‘ auf den Straßen“, erklärt Goebelt. „Deshalb muss das Reifenset alle sechs Jahre komplett ausgetauscht werden.“ Neben dem Alter der Bereifung sollten Autobesitzer auch das durch den Hersteller vorgegebene Tempolimit im Blick haben. Nach Montage der Winterreifen muss deshalb ein Aufkleber mit der km/h-Angabe gut sichtbar am Armaturenbrett oder der Windschutzscheibe angebracht werden. In den Kofferraum gehören jetzt neben dem Ersatzreifen auch Schneeketten oder Anfahrhilfen, denn der erste Schnee kann für chaotische Zustände auf Deutschlands Straßen sorgen. Das Aufziehen der Ketten sollten ungeübte Autofahrer:innen unbedingt vorher üben.
Bremsen auf Stand und Alter prüfen
Vor dem Wintereinbruch gilt es auch einen intensiven Blick auf die Bremsen zu werfen. „Bremsscheiben und -beläge werden im Winter stark gefordert und sollten gerade bei Schnee und Glätte immer einwandfrei funktionieren“, sagt Goebelt. Wenn Bremsscheibe und Bremsbeläge nicht mehr in Ordnung sind, dann sollten diese sofort gewechselt werden. Goebelt: „Wenn viel Streusalz zum Einsatz kommt, kommt es auf die Bremsflüssigkeit an. Denn diese hilft die Salzschicht von der Bremsscheibe zu lösen. Fehlt Bremsflüssigkeit oder hat sich darin Wasser gesammelt, kann es sein, dass der Tritt auf die Bremse keine ausreichende Wirkung zeigt.“ Daher sollte die Bremsflüssigkeit regelmäßig kontrolliert und mindestens einmal im Jahr gewechselt werden.
Fahrzeug vor Kälte, Nässe und Streusalz schützen
Bei Minusgraden im Winter ist neben der Bremsflüssigkeit und dem Scheibenwischwasser auch das Kühlwasser frostgefährdet. „Durch den Zusatz von Frostschutz wird der Gefrierpunkt von Scheibenwischwasser oder Kühlwasser erheblich abgesenkt“, erklärt Goebelt. „Durch die Ausdehnung gefrorenen Wassers können Leitungen reißen. Ausreichend Frostschutz im Kühlwasser stellt sicher, dass das Kühlaggregat und damit der Motor extrem tiefe Temperaturen überlebt.“ Auch beim Öl sollten Autofahrer:innen auf Nummer sicher gehen. Moderne Motoren fahren meistens mit einem Mehrbereichsöl. Das wird bei Kälte nicht zähflüssig, aber wenn das Öl zu alt ist, können sich Fremdstoffe, wie beispielsweise Wasser, ablagern.
Um zuverlässig durch diese Jahreszeit zu kommen, sollte auch die Batterie noch einmal überprüft werden. „Je kälter es ist, desto mehr Kraft braucht die Batterie den Motos ans Laufen zu bringen“, weiß Goebelt. „Damit die Batterie auch bei tiefen Temperaturen reibungslos funktioniert, sollten die sechs Kammern korrekt befüllt sein und der Akku ausreichend Spannung haben.“ Vor allem ältere Batterien haben bei Frost Probleme. Eine Thermo-Verpackung kann dann helfen. Nach vier Jahren ist es allerdings Zeit für einen Wechsel.
Zum Wintercheck gehört auch eine Reinigung des Fahrzeugs – innen und außen. Dabei aber die Unterbodenwäsche und eine anschließende Wachsversiegelung nicht vergessen. Eine Schicht Hartwachs macht die Karosserie wetterfest und resistent gegen Salze. Im Winter helfen regelmäßige Autowäschen, dass Streusalz nicht allzu sehr am Blech nagt. Damit Salz und Wasser keine größeren Rostflecke verursachen, sollten kleinere Lackschäden direkt beseitigt werden. Damit Türen und Heckklappe nicht zufrieren, werden die Dichtungen und Gummis mit einem Fettstift oder Talkum behandelt.
Auch Autofahrer:innen können sich auf kalte Nächte vorbereiten und Eiskratzer, Abdeckfolie sowie eine warme Decke im Auto lagern. Enteisungsspray für die Türschlösser gehört allerdings sicherheitshalber in die Manteltasche. Ein letzter Blick gilt dem Verbandskasten, dem Warndreieck und der Warnweste. Nachdem klar ist, dass der Inhalt in Ordnung ist, wird alles griffbereit verstaut.