Stärkere Anreize für die Anschaffung eines Elektrofahrzeugs, ein massiver Ausbau der Ladeinfrastruktur in Kombination mit einer besseren Aufklärung über die bereits heute möglichen Reichweiten sowie höhere Sicherheitsstandards sind notwendig, um der Elektromobilität den entscheidenden Schub zu geben und die Klimaschutzziele zu erreichen. In strombasierten Kraftstoffen (E-Fuels) sieht der TÜV-Verband für den Pkw-Sektor dagegen nur sehr geringes Potenzial für Umweltverbesserungen. „Die Elektromobilität sollte ab sofort an erster Stelle stehen, um möglichst schnell ein nachhaltiges, bedarfsgerechtes und bezahlbares Verkehrssystem aufzubauen“, sagte Jannis Dörhöfer, New Mobility Experte beim TÜV-Verband (VdTÜV). „Der Individualverkehr muss CO2-neutral werden, wenn wir die Klimaschutzziele erreichen wollen.“ Parallel dazu müsse die Sicherheit der Elektromobilität weiter verbessert werden, um die Akzeptanz für die neue Technologie nicht zu gefährden. Aus Sicht des TÜV-Verbands müssen Prüforganisationen einen besseren Zugang zu sicherheitskritischen Fahrzeugdaten erhalten, die öffentliche Ladeinfrastruktur von unabhängigen Stellen regelmäßig geprüft und die elektromagnetische Verträglichkeit von E-Fahrzeugen stärker berücksichtigt werden. Für die technische Sicherheit von Wasserstofffahrzeugen seien eigenständige Rechtsvorschriften notwendig, um beispielsweise die Dichtheit des Systems analog zu Gasfahrzeugen prüfen zu können. Seine Empfehlungen an die Politik hat der TÜV-Verband in einem aktuellen Positionspapier zusammengefasst.
Diverse Gründe sprechen bei Verbraucher:innen gegen Kauf eines Elektroautos
Laut der „TÜV Mobility Studie 2020“ hat eine breite Mehrheit der Bevölkerung erkannt, dass Handlungsbedarf in Sachen Klimaschutz besteht. 69 Prozent der Bundesbürger:innen sind der Ansicht, dass aufgrund der Klimabelastung durch den Verkehr ein grundsätzliches Umdenken im Bereich der Mobilität notwendig ist. Immerhin ein Drittel der Deutschen kann sich derzeit vorstellen, in den kommenden fünf Jahren ein Elektroauto anzuschaffen. Eine geringe Reichweite, zu wenig Ladestationen und ein hoher Anschaffungspreis sprechen aus Sicht der Befragten allerdings häufig noch gegen den Kauf eines Elektrofahrzeugs. „Die Akzeptanz für die Elektromobilität ist kein Selbstläufer und muss aktiv gefördert werden“, sagte Dörhöfer. „Höhere Reichweiten und ein Ausbau der Ladeinfrastruktur sind wichtig. In der Regel reicht die vorhandene aber schon heute Technik aus, um den privaten Mobilitätsbedarf der meisten Menschen decken zu können. Darüber müssen wir verstärkt informieren, um der Angst vor dem Liegenbleiben zu begegnen.“ Darüber hinaus müssten Autobesitzer:innen über den Zustand des Stromspeichers in ihren Fahrzeugen Bescheid wissen, da die Leistungsfähigkeit von Batterien im Laufe der Zeit abnimmt. Eine Prüfung des so genannten State of Health einer Batterie müsse daher Teil der periodischen Hauptuntersuchung werden.
Das Positionspapier „Elektromobilität mit Akzeptanz und ohne Verzicht – Individualverkehr klimaneutral gestalten“ ist hier abrufbar.