Berlin, 19. August 2024 – Mit dem Beginn des neuen Schuljahres und der Einschulung hunderttausender Kinder rückt das Thema sicherer Schulweg wieder in den Fokus. „Eine gute Vorbereitung ist das A und das O, damit Eltern ihren Kindern einen sicheren Weg zur Schule ermöglichen können“, sagt Fani Zaneta, Referentin für Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband. „Dazu gehört, den sichersten Schulweg zu finden, ihn gemeinsam zu gehen und verkehrssicheres Verhalten in den Alltag zu integrieren.“ Gerade in der Nähe von Schulen sollten auch alle anderen Verkehrsteilnehmenden auf die Schulanfänger:innen achten. Besonders für Autofahrende heißt es hier: runter vom Gas! Der TÜV-Verband gibt Tipps, wie die Jüngsten den Schulweg sicher bestreiten können.
Appell an Autofahrer:innen: Runter vom Gas!
Autofahrer:innen sollten zu Schulbeginn besonders achtsam sein. Vor allem in der Nähe von Schulen sollten sie extra vorsichtig fahren und die Geschwindigkeit reduzieren. „Die Behörden sind aufgefordert, die Einhaltung der Verkehrsregeln rund um Schulen zu überwachen“, sagt Zaneta. „Weitere Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen, Zebrastreifen, zusätzliche Ampeln, Mittelinseln und der Ausbau von Radwegen können die Sicherheit auf Schulwegen weiter erhöhen.“
Suche nach dem sichersten Weg zur Schule
Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste. „Eltern sollten gemeinsam mit ihren Kindern den Schulweg sorgfältig planen und dabei mögliche Gefahrenquellen wie stark befahrene Straßen, unübersichtliche Kreuzungen oder Baustellen berücksichtigen“, sagt Zaneta. „Zebrastreifen, Ampeln und Mittelinseln sollten bevorzugt genutzt werden, auch wenn dies kleine Umwege bedeutet.“ Orientierung können Schulwegpläne bieten, die von Lehrkräften, Eltern und Behörden erstellt werden und sichere Routen empfehlen. Ein Beispiel hierfür ist der Schulwegplaner der Initiative für sichere Straßen GmbH. Die Homepage identifiziert Gefahreninformationen, die auf einer Straßenkarte hervorgehoben werden und von Gelb bis Rot reichen. Zusätzlich haben Eltern die Möglichkeit, eigene Gefahrenhinweise hinzuzufügen, um die Datenbasis fortlaufend zu erweitern und zu aktualisieren.
Übung unter realen Bedingungen
„Besonders wichtig ist, dass Eltern den Schulweg mit ihren Kindern mehrmals unter realen Bedingungen üben – idealerweise zu den Zeiten, zu denen der Weg auch während des Schuljahres zurückgelegt wird“, sagt Zaneta. Dabei sollten die kritischen Punkte gemeinsam durchgegangen und aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden, um den Kindern die Gefahren im Straßenverkehr besser zu verdeutlichen. So lernen die Kinder, die Perspektive anderer Verkehrsteilnehmenden einzunehmen und Gefahren vorausschauend einzuschätzen. „Kinder haben aufgrund ihrer geringen Körpergröße oft nicht den vollen Überblick im Straßenverkehr und werden daher leichter übersehen“, sagt Zaneta. Um diese Perspektive besser zu verstehen, sollten Eltern beim Üben des Schulwegs regelmäßig in die Hocke gehen.
Genügend Zeit einplanen
Ein stressfreier Start in den Tag ist entscheidend für die Sicherheit auf dem Schulweg. Eltern sollten ihren Kindern morgens genügend Zeit einräumen, um den Schulweg sicher zu bewältigen. „Zeitdruck führt oft dazu, dass Kinder unsichere Abkürzungen nehmen, rennen oder unaufmerksam werden – alles Faktoren, die das Unfallrisiko erhöhen“, sagt Zaneta.
Das passende Verkehrsmittel auswählen
Ab wann Kinder alleine zur Schule gehen können, hängt von den örtlichen Gegebenheiten, der Entfernung zur Schule und nicht zuletzt von der Entwicklung des Kindes ab. Kennt es die grundlegenden Verkehrsregeln? Kann es mit den Gefahrenstellen auf der Strecke richtig umgehen? Ist es eher verträumt oder leicht ablenkbar? Eine sinnvolle Entlastung für Eltern sind Schulweggemeinschaften: Kinder aus der Nachbarschaft gehen anfangs in der Gruppe mit einem Erwachsenen zur Schule, später alleine. „Wichtig ist, dass die Kinder auch das richtige Verhalten in der Gruppe lernen“, betont Zaneta. „Sie sollten sich nicht ablenken oder dazu verleiten lassen, plötzlich über die Straße zu rennen.“
Erstklässler:innen sollten nach Möglichkeit zu Fuß zur Schule gehen. „Der Fußweg bietet nicht nur die Möglichkeit, frische Luft zu schnappen, sondern fördert auch wichtige kognitive Fähigkeiten wie das Einschätzen von Entfernungen, das Richtungshören und damit auch das Erkennen von Gefahren im Straßenverkehr“, so Zaneta.
Sollte der Schulweg zu lang sein, sind öffentliche Verkehrsmittel eine sinnvolle Alternative. Wichtig ist, dass auch die Fahrt mit Bus und Bahn vorher gemeinsam geübt wird. Das richtige Verhalten an der Haltestelle, das Vorzeigen der Fahrkarte, das sichere Mitfahren und die Kenntnis der Strecke müssen erprobt sein. Genaue Absprachen für unvorhergesehene Fälle wie zum Beispiel den Ausfall eines Busses geben den Kindern zusätzliche Sicherheit. Wichtig ist vor allem, dass die Kinder an der Haltestelle nicht toben und nicht vor oder hinter dem Bus die Straße überqueren.
Zaneta: „Das Fahrrad ist für Schulanfänger:innen weniger geeignet, da sie oft noch überfordert sind, das Fahrrad zu beherrschen und gleichzeitig auf den Verkehr zu achten.“ Dies gilt auch, wenn die Kinder überwiegend auf Gehwegen unterwegs sind. Erst in der vierten Klasse steht die Verkehrserziehung auf dem Lehrplan und die Kinder legen am Ende eine Fahrradprüfung ab.
„Elterntaxis“ vermeiden
Eltern sollten ihre Kinder möglichst nicht mit dem Auto direkt vor die Schule bringen. Das erhöhte Verkehrsaufkommen vor den Schulen birgt ein hohes Unfallrisiko. Eine Alternative sind spezielle „Elternhaltestellen“ in der Nähe der Schule, die in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden eingerichtet werden können.
Sichtbarkeit gewährleisten
Gerade die Kleinsten werden im Straßenverkehr leicht übersehen. Gute Sichtbarkeit ist daher ein absolutes Muss im Straßenverkehr. Eltern sollten beim Kauf des Schulranzens auf ein TÜV-Prüfzeichen achten. Dann erfüllt der Ranzen die DIN-Norm 58124, die ausreichend große Flächen für reflektierendes Material vorsieht. Besonders in den dunkleren Wintermonaten sollten Eltern darauf achten, dass ihre Kinder helle oder reflektierende Kleidung tragen, damit sie von anderen Verkehrsteilnehmenden bei Wind und Wetter gesehen werden.