Berlin, 25. April 2023 – Solaranlagen auf Dächern und Balkonen prägen heute das Stadt- und Landschaftsbild. Auch kleinere Solargeräte für Balkon, Terrasse oder Garten können sich auf längere Sicht finanziell lohnen und darüber hinaus einen Beitrag zur Energiewende leisten. „An sonnigen Tagen und mit optimaler Ausrichtung produzieren Stecker-Solargeräte ausreichend Strom, um einen erheblichen Teil zur Haushaltsversorgung beizutragen“, sagt Dr. Hermann Dinkler, Energieexperte beim TÜV-Verband. „Ein 600 Watt starkes Balkonkraftwerk rentiert sich im besten Fall bereits nach einigen Jahren.“ Der TÜV-Verband gibt Tipps zu der Anbringung, Nutzung und Wartung sogenannter Balkonkraftwerke.
Anmeldung von Balkonkraftwerken erforderlich
Verbraucher:innen sollten vor dem Kauf überprüfen, ob ihre Wohnung den Anforderungen eines Stecker-Solargeräts entspricht. Geeignet sind Wohnungen mit Balkon, Terrasse, Dachfläche oder einer zur Sonne ausgerichteten Außenwandfläche. Außerdem sollte sich eine Außensteckdose in unmittelbarer Nähe des Solargeräts befinden, um den erzeugten Strom aufnehmen zu können.
Ungeeignet für die Montage sind zum Beispiel schattige Plätze hinter der Balkonbrüstung, an der Wand direkt unter dem Balkon des darüber liegenden Stockwerks oder Orte mit dauerhafter Verschattung. Vermieter:innen oder Eigentumsgemeinschaften müssen der Montage eines Solargeräts vorher zustimmen. „Solange keine Vorschriften des Denkmalschutzes oder bauaufsichtliche Bestimmungen verletzt werden, wird die Anbringung eines Stecker-Solargeräts in der Regel erlaubt“, so Dinkler.
Ist ein geeigneter Ort mit möglichst langer Sonneneinstrahlung gefunden, muss das Stecker-Solargerät zum einen bei der Bundesnetzagentur im Marktstammdatenregister und zum anderen beim lokalen Stromnetzbetreiber angemeldet werden. Für kleine Erzeuger unter 600 Watt bieten viele Netzbetreiber vereinfachte Formulare oder eine Online-Anmeldung an. Bei Bedarf geben manche Solaranlagen-Hersteller Hilfestellung bei der Anmeldung.
Ab wann sich ein eigenes „Balkonkraftwerk“ finanziell lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: neben dem individuellen Verbrauch eines Haushalts spielen vor allem die Ausrichtung der Anlage, etwaige Verschattungen und der Anstellwinkel der Solarmodule eine Rolle für die Berechnung. Bei einer Südausrichtung, einem optimalen Neigungswinkel von 35 Grad ohne Verschattung und 2.000 kWh Stromverbrauch pro Jahr rentiert sich eine typische 600-Watt-Anlage nach etwa 5 Jahren. Entsprechende Beispielrechnungen bietet beispielsweise die Hochschule HTW Berlin auf ihrer Website an.
Auf sachgemäße Montage achten
Balkonkraftwerke bestehen aus mehreren Komponenten:
- ein bis zwei Solarmodulen. Die Nennleistung eines Moduls liegt bei ca. 300 Watt. Für Balkonbrüstungen eigenen sich leichtere Solarmodule mit einer Leistung von 50 bis 150 Watt. Davon können insgesamt drei bis vier angebracht werden.
- einem Wechselrichter, der entweder in das Solarmodul integriert oder separat befestigt ist. Die Anschlussleistung des Wechselrichters sollte bei maximal 600 Watt liegen.
- einem Anschlusskabel, das vom Wechseltrichter zu einer geeigneten Außensteckdose führt.
„Optional kann ein passendes Strommessgerät für die Funktionskontrolle angebracht werden. So können Verbraucher:innen überprüfen, ob das Stecker-Solargerät funktioniert und nachmessen, wie viel Strom produziert wird“, sagt Dinkler.
Ob auf dem Balkon, auf der Terrasse oder an der Hauswand, Balkonkraftwerke müssen mit geeignetem Montagematerial befestigt werden. Die Solaranlage sollte Wind und Wetter standhalten und darf keinesfalls herabfallen. „Beim Anbringen von Stecker-Solargeräten ist deshalb besondere Sorgfalt geboten“, sagt Dinkler. „Es gibt unterschiedliche Halterungen für Balkonbrüstungen, Fassaden oder Dächer. Verbraucher:innen sollten darauf achten, dass die Bauteile zum jeweiligen Montageort passen und vom Hersteller mitgeliefert werden. Der muss nämlich alle Bauvorschriften für die Anbringung berücksichtigen.“ Achtung: Bei der Anbringung an Außenwänden darf die Fassadendämmung nicht beschädigt werden. Grundsätzlich gilt: Verbraucher:innen sollten die Bedienungsanleitung sorgfältig lesen und die angegebenen Montagehinweise beachten.
Ist das Solargerät sachgemäß montiert, erzeugt das Solarmodul aus Sonnenlicht elektrischen Gleichstrom, der im Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt wird. Der produzierte Strom fließt dann durch das Anschlusskabel und die Außensteckdose direkt ins Stromnetz des Hauses. „Fließt der Solarstrom durch das Stromnetz des Hauses, zählt der Stromzähler automatisch langsamer, da weniger Strom aus dem öffentlichen Netz benötigt wird“, sagt Dinkler. „Wenn der selbst erzeugte Strom nicht ausreicht, fließt Strom vom öffentlichen Versorger hinzu.“
Sicherheitshinweise beachten und Prüfzeichen berücksichtigen
Stecker-Solargeräte gelten grundsätzlich als sicher. Ein erhöhtes Brandrisiko besteht im Vergleich zu anderen technischen Anlagen nicht, sofern die Montage sachgemäß erfolgt. „An einer Steckdose bzw. an einem Stromkreis sollte jeweils nur ein Solargerät angeschlossen werden. Es sollten niemals mehrere Geräte an eine Mehrfachsteckdose angeschlossen werden, um eine Überlastung und damit einen möglichen Schwelbrand zu vermeiden“, sagt Dinkler. „Damit es nicht zu Sachschäden oder Verletzungen kommt, sollten Verbraucher: innen ausschließlich normgerechte und sicherheitsgeprüfte Geräte und Montageteile verwenden.“
Der Wechselrichter sollte die gleichen Anforderungen erfüllen, die auch an Wechselrichter für größere Photovoltaikanlagen beispielsweise auf Dächern gestellt werden. Dabei sollte er vor allem eine Konformitätserklärung gemäß VDE AR 4105 enthalten. Um sicherzustellen, dass das Solargerät gemäß den geltenden EU-Richtlinien hergestellt wurde, sollten Verbraucher:innen auf eine entsprechende CE-Kennzeichnung und auf das Siegel einer unabhängigen Prüforganisation wie den TÜV achten. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie DGS hat den Sicherheitsstandard DGS 0001:2019-10 für Stecker-Solargeräte eingeführt. Verbraucher:innen sollten beim Kauf darauf achten, dass dieser Standard eingehalten wird. Im Jahr 2024 soll eine eigene Produktnorm für Stecker-Solargeräte vorliegen.
Umzug problemlos möglich
Bei der Nutzung eines Stecker-Solargeräts sollten Verbraucher:innen sicherstellen, dass ein moderner elektronischer Stromzähler eingebaut ist. Viele ältere Zähler mit mechanischen Drehscheiben (Ferraris-Zähler) ohne Rücklaufsperre können bei der Nutzung eines Balkonkraftwerks rückwärtslaufen. Der Wechsel zu einem modernen Zähler wird vom Netzbetreiber durchgeführt und ist in der Regel kostenlos. Balkonkraftwerke können im Falle eines Umzugs abmontiert und mitgenommen werden.