Berlin, 15. Juni 2023 – Ob Fernseher, Kühlschrank oder Smartphone: Auch beim Camping müssen elektrische Geräte mit Strom versorgt werden. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Reisemobil oder das Zelt unabhängiger von externen Stromquellen zu machen. Neben Akkus und Batterien können auch mobile Brennstoffzellen elektrische Geräte mit Energie versorgen. „Im Sinne des Umweltschutzes eignet sich zum Aufladen von Akkus und Batterien vor allem selbst erzeugter Solarstrom“, sagt Dr. Hermann Dinkler, Energieexperte beim TÜV-Verband. Für Camper:innen, die ihren ökologischen Fußabdruck möglichst klein halten möchten, gibt der TÜV-Verband Tipps zum nachhaltigen Campen.
Nachhaltige Stromversorgung mit Solarenergie
Obwohl in den letzten Jahren an der Umweltverträglichkeit von Stromgeneratoren gearbeitet wurde, greifen sie dennoch auf fossile Brennstoffe wie Benzin, Diesel oder Gas als Energiequelle zurück und sie erzeugen Lärm. „Eine nachhaltige Alternative zu den klassischen Generatoren ist die Stromerzeugung mit Solarenergie“, sagt Dinkler. „Vor allem für Camper:innen, die auf totale Autarkie setzen und gleichzeitig ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten möchten, sind Solarmodule unverzichtbar.“ Sie eignen sich aber auch als Ergänzung zu bestehenden Systemen oder zu Stromquellen vom Campingplatz. Solarmodule wandeln das Sonnenlicht in Gleichstrom um, mit dem zum Beispiel eine Bordbatterie aufgeladen werden kann. Diese versorgt die elektrischen Geräte im Reisemobil mit Strom. Wie viel Strom dabei erzeugt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab: von der Größe und Ausrichtung der Module, von der Intensität der Sonneneinstrahlung und vom Wirkungsgrad der Solarzellen. „Es gibt monokristalline und polykristalline Solarmodule“, sagt Dinkler. „Monokristalline Solarmodule gelten als bewährter Standard, weil sie einen hohen Wirkungsgrad haben und deshalb auch beim Preis-Leistungs-Verhältnis punkten.“
Stromverbrauch berechnen und gegebenenfalls reduzieren
Camper:innen, die autark unterwegs sein möchten, sollten die Dimensionierung der Solaranlage auf die Anzahl der elektrischen Verbraucher und deren Strombedarf abstimmen. Dinkler: „Verbraucher:innen sollten bereits vor ihrem Urlaub überlegen, welche Geräte wie viele Stunden pro Tag mit Strom versorgt werden müssen. Daraus lässt sich dann errechnen, wie viele Amperestunden (Ah) und Wattstunden (Wh) pro Tag benötigt werden.“ Um den Strombedarf beim Camping im Sommer zu decken, benötigen Camper:innen in der Regel eine Solaranlage mit einer Leistung zwischen 100 und 400 Watt.
Solar-Camping erfordert spezielle Ausrüstung
Um Sonnenenergie in Strom umzuwandeln und diesen dann zu speichern, benötigen Camper:innen verschiedene Komponenten:
- Solarmodule wandeln das Sonnenlicht in elektrische Energie um. Sie werden zum Beispiel auf dem Dach eines Wohnmobils angebracht. Die gebräuchlichste Angabe für Solarmodule ist die Maximalleistung. Sie wird in Wp (Watt peak) angegeben. Damit können Verbraucher:innen zusammen mit der geplanten Zeit der Stromerzeugung abschätzen, ob die Leistung der Module für ihre Stromversorgung ausreicht.
- Batterien speichern den von den Solarmodulen erzeugten Strom und geben ihn bei Bedarf ab. Es gibt verschiedene Arten von Batterien: Am gängigsten sind Lithium-Ionen-Batterien, da sie eine deutlich höhere Kapazität als Blei-Säure-Batterien haben. „Wenn beim Camping viel Energie benötigt wird, lohnt sich eine so genannte AGM-Batterie (Absorbent Glass Mat). Diese ist wartungsfrei, robust und langlebig“, sagt Dinkler. Die Zeit bis zur vollständigen Ladung hängt von der Leistung der Solarmodule, der Kapazität der Batterie und der Sonneneinstrahlung ab. Wenn ein 100-Watt-Solarmodul eine Batterie mit 100 Amperestunden auflädt, dauert es etwa einen Tag, bis sie vollständig geladen ist.
- Der Laderegler reguliert den Stromfluss zwischen den Solarmodulen und den Batterien und schützt die Batterien vor Überladung und Tiefentladung. Moderne Laderegler haben eine integrierte App, mit der Camper:innen den Zustand der Batterien auf ihrem Smartphone überwachen können.
- Der Wechselrichter wandelt den 12 Volt Gleichstrom der Batterien in 230 Volt Wechselstrom um, den viele elektrische Geräte wie zum Beispiel ein Föhn benötigen.
Mobile Solaranlagen sofort ohne Montage nutzen
Mobile Solaranlagen eignen sich vor allem für Fahrzeuge mit wenig freier Dachfläche oder für Zelte. Sie können aber auch als Ergänzung zu einer fest installierten Solaranlage auf dem Wohnmobil genutzt werden. „Solarkoffer oder faltbare Solarmodule haben den Vorteil, dass Camper:innen sie in die Sonne stellen und mit dem Lauf der Sonne immer wieder neu ausrichten können, während der Camper im Schatten steht“, sagt Dinkler. Es gibt zwei verschiedene Arten von mobilen Solaranlagen: Solarkoffer und faltbare Solarmodule.
Solarkoffer bestehen aus zwei Solarmodulen, die durch ein Scharnier miteinander verbunden sind und so eine Art Koffer bilden. Ein Laderegler und ein Anschlusskabel für die Batterie sind in der Regel im Koffer integriert. Solarkoffer sind eine kostengünstige Alternative zu fest montierten oder faltbaren Solarmodulen.
Ein faltbares Solarmodul besteht aus einer robusten Tasche, in der bis zu drei Solarmodule eingearbeitet sind. Die Tasche hat einen Anschluss für ein Kabel, an das der Laderegler angeschlossen wird. Im Gegensatz zu Solarkoffern sparen faltbare Solarmodule Gewicht und Platz und sind damit flexibel einsetzbar. Ob Solarkoffer oder faltbares Solarmodul – zur optimalen Stromerzeugung sollten Camper:innen darauf achten, dass die Sonnenstrahlen möglichst senkrecht auf das Modul fallen.
Günstige Faltmodule für Handy und Laptop sind schon für 60 Euro zu haben. Wer völlig unabhängig sein will, muss tiefer in die Taschen greifen. Komplette Solarsysteme für Camper sind ab 900 Euro zu haben.
Sicherheitshinweise beachten und Prüfzeichen berücksichtigen
Solarmodule sind mit geeignetem Montagematerial am Wohnmobil zu befestigen, um ein Herabfallen des Moduls besonders während der Fahrt auszuschließen. Camper:innen sollten die Bedienungsanleitung sorgfältig lesen und die dort angegebenen Montagehinweise beachten. Dinkler: „Um Sachschäden oder Verletzungen zu vermeiden, sollten Verbraucher:innen ausschließlich normgerechte und sicherheitsgeprüfte Geräte, Kabel und Montageteile verwenden, die vom Hersteller mitgeliefert oder empfohlen werden.“ Um sicherzustellen, dass das Solargerät gemäß den geltenden EU-Richtlinien hergestellt wurde, sollten Camper:innen auf die CE-Kennzeichnung und auf das Prüfsiegel einer unabhängigen Prüforganisation wie den TÜV achten, zum Beispiel auf das GS-Zeichen.
Brennstoffzellen als wetterunabhängige Alternative zur Solarenergie
Eine weitere umweltfreundliche Alternative zu Stromgeneratoren sind Direkt-Methanol-Brennstoffzellen. Sie werden über Methanol-Tankkartuschen gespeist und erzeugen immer dann Strom, wenn die Spannung der Bordbatterie unter ein bestimmtes Niveau fällt. Durch eine elektrochemische Reaktion wandelt die Brennstoffzelle das Methanol in Verbindung mit Sauerstoff in elektrischen Strom um. Als Abfallprodukte entstehen Abwärme, Wasserdampf und eine geringe Menge an Kohlendioxid. Je nach Leistungsklasse kann die Bordbatterie mit 80 bis 210 Amperestunden pro Tag versorgt werden. Eine 10-Liter-Kartusche Methanol kostet circa 60 Euro und reicht für etwa einen Monat. Alle Batterietypen sind kompatibel. Für den Betrieb von 230-Volt-Geräten ist ein zusätzlicher Wechselrichter erforderlich.
Da bei der Stromerzeugung mittels Brennstoffzelle keine Verbrennung stattfindet, arbeitet sie geruchlos und leise. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Strom auch unabhängig von Wetter und Tageszeit erzeugt werden kann. Camper:innen sollten darauf achten, die Brennstoffzelle möglichst rutschfest zu montieren. „Da Methanol giftig und entzündbar ist, sollten Verbraucher:innen regelmäßig die Kartusche überprüfen, um sicherzugehen, dass kein Methanol austritt“, rät Dinkler. Ergänzend ist bei der Verwendung und Lagerung sicherheitshalber auf eine gute Lüftung zu achten. Auch sollte direkte Sonneneinstrahlung vermieden werden. Preislich sind Brennstoffzellen im Vergleich zu Solaranlagen recht kostspielig.
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