Berlin, 26. September 2023 – Ob als gemütlicher Ausklang eines Herbstabends, als Mittelpunkt einer Grillparty oder als Highlight zur Weihnachtszeit: ein wärmendes Lagerfeuer zieht Menschen magisch an. Wer in diesen Momenten den Verstand ausschaltet, geht allerdings ein hohes Risiko ein. Brandverletzungen, Feinstaubwolken und sogar Flächenbrände sind gerade nach trockenen Sommermonaten häufige Folgen von sorglosem Zündeln. „Wer einige Grundregeln beherzigt, Vorkehrungen trifft und stabile Feuerschalen nutzt, kann die Gefahren zumindest eindämmen“, sagt Dr. Hermann Dinkler, Referent für Brand- und Explosionsschutz beim TÜV-Verband, und gibt Tipps für den verantwortungsvollen Umgang mit offenem Feuer.
Ort mit Bedacht wählen
Die Wahl eines geeigneten Ortes ist von überragender Bedeutung. „Es dürfen sich eigentlich keine brennbaren Dinge in der Nähe befinden“, sagt Dinkler. Ein Plätzchen unter Bäumen ist wegen der großen Hitzeentwicklung kein geeigneter Standort für offenes Feuer. Auch zu Büschen, Zäunen und Hütten sollten Lagerfeuerfans großen Abstand wahren. Nicht nur die Strahlungswärme ist zu beachten, sondern auch der Funkenflug. Trockenes Gras in der Umgebung steht im Nu in Flammen. „Die Wettervorhersage sollte man kennen, um nicht überrascht zu werden“, mahnt Dinkler. „Bei starkem Wind verbietet die Vernunft ein Lagerfeuer.“ Ein knappes Viertel aller Waldbrände in Deutschland gehen auf Fahrlässigkeit zurück, meldet die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Das Umweltbundesamt rät „aus Umwelt- und Gesundheitssicht“ sogar grundsätzlich zum Verzicht auf ein Lagerfeuer, denn Ruß und eingeatmete Feinstäube sind ebenfalls nicht unproblematisch.
Feuerschalen nutzen
Stabile Feuerschalen oder Feuerkörbe aus Stahl sind für TÜV-Experte Dinkler sicherer als ein Bodenfeuer. Feuerschalen sind flach und nach unten geschlossen. So können keine brennenden oder glühenden Holz- oder Kohlerückstände rausfallen und den Boden beschädigen. „Am besten stellt man Schalen kippsicher auf Steine oder anderen feuerfesten Untergrund.“ In einer Feuerschale kann ein Feuer auch an nasskalten Herbsttagen und bis spät in den Winter brennen. Besonders eignen sich Feuerschalen aus Stahl, Eisen oder Gusseisen. Materialien, wie Terrakotta und Ton sind weniger hitzebeständig. Deshalb sollte in diesen Schalen keine Holzkohle abgebrannt werden, da die entstehenden Temperaturen sehr viel heißer als beim Abfeuern von Kaminholz sind. Darüber hinaus sind Terrakotta, Ton und Keramik weniger witterungsbeständig als Metall. In die offenporigen Oberflächen dringt Wasser leicht ein und somit kann bei Frost oder beim Abbrennen von Holz die Schale sprengen. Beim Kauf von Feuerschalen sollten Verbraucher:innen auf das GS-Zeichen achten. Schalen mit dieser Kennzeichnung wurden von einem TÜV-Unternehmen auf sichere Konstruktion und Standsicherheit geprüft. Gleichzeitig wurde auf gleichmäßige Hitzeverteilung und Reinigungsfreundlichkeit getestet.
Wer keine Feuerschale besitzt, sollte Gras abstechen, ein Loch ausheben und eine Umfriedung aus Steinen legen. Keinesfalls taugen wacklige Dreibein-Grills als Basis für ein Lagerfeuer. „Holz ist viel schwerer als Holzkohle“, gibt Dinkler zu Bedenken. „Eine Grillschale ist keine Feuerschale. Durch das hohe Gewicht wäre die dreibeinige Konstruktion nicht standfest.“
Nicht jedes Holz ist geeignet
Bei der Wahl des Holzes gibt es die Empfehlung: Trocken und unbehandelt sollte es sein. Dinkler: „Am besten eignet sich normales Kaminholz. Unter keinen Umständen sollten kunststoffbeschichtete Spanplatten, lackierte Hölzer oder mit Schadstoffen belastete alte Bahnschwellen verfeuert werden.“ Auch Grünschnitt, Strauchholz oder aufgesammelte feuchte Äste sind tabu, denn sie verursachen viel Qualm und eine hohe Luftverschmutzung. Und: das Verfeuern von Gartenabfällen unterliegt länderspezifisch strengen Regeln.
Viele Unfälle geschehen beim Anzünden des Feuers. Als Faustregel gilt: Niemals mit flüssigem Material anheizen, sondern nur mit festen Grillanzündern wie Paraffin, gewachsten Holzfasern oder nachhaltiger Holzwolle. „Größte Gefahr besteht beim Einsatz von Spiritus, denn er bildet in wenigen Sekunden explosionsfähige Dämpfe – dann droht ein großer Feuerball“, warnt Dinkler. Ein weiteres Risiko ist das Zurückschlagen der Flammen in die Flasche mit dem Brandbeschleuniger. In jedem Fall sollten mehrere Eimer Wasser, eine Löschdecke oder ein Feuerlöscher bereitstehen – auch wenn sämtliche andere Regeln beherzigt werden. Holz sollte nur in Maßen nachgelegt werden, im Idealfall mit einem schützenden Lederhandschuh.
Aufsichtspflicht beachten
Auch die Bekleidung der Umstehenden ist zu bedenken. Kunststoff-Kleidung ist leicht entflammbar oder könnte schmelzen, auch in Fleece-Jacken brennen sich über Funkenflug schnell Löcher ein. „Wenn erst die Jacke in Brand gerät, entsteht Panik“, weiß Dinkler, der Bekleidung aus Wolle und Baumwolle empfiehlt. Falls die Kleidung Feuer fangen sollte, muss das typische irrationale Weglaufen der Person unterbunden werden. „Notfalls sollte sogar ein Bein gestellt werden, um den Menschen zu Fall zu bringen und durch Wälzen am Boden die Flammen zu ersticken“, rät Dinkler.
So schön und abenteuerlich gerade für Kinder ein Lagerfeuer mit Stockbrot und Liedern sein kann: Jemand muss die Kleinen beaufsichtigen. Keine gute Kombination ist es, wenn die Aufsichtspersonen ihrerseits träumerisch abschalten oder Alkohol trinken. „Jemand muss permanent ein Auge auf das Feuer haben und die Situation nüchtern beurteilen“, sagt der Brandschutz-Experte des TÜV-Verbands. „Es muss klar sein, wer sich kümmert.“
Und zum Schluss? „Immer löschen. Mit reichlich Wasser“, sagt Dinkler. „Egal, ob alles runtergebrannt ist oder nicht. Auch, wenn augenscheinlich nichts mehr brennt, kann die verborgene Restglut durch aufkommenden Wind sonst noch einmal aktiv werden.“ Erst am folgenden Tag kann die Asche entsorgt – oder als nährstoffreichen Dünger für Gartenzwecke wiederverwendet werden.