Sichere Mobilität für ältere Verkehrsteilnehmende

Immer mehr Menschen der Generation 65+ sind bis ins hohe Alter mit dem Auto und Fahrrad unterwegs. Die sichere Mobilität älterer Menschen zu erhalten, ist die Aufgabe zeitgemäßer Verkehrspolitik. Der TÜV-Verband gibt in seinem neuen Positionspapier Empfehlungen zum Erhalt der Fahrkompetenz, zur Anpassung der Infrastruktur und neuer Mobilitätsangebote.

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Die Art und Form der Mobilität verändert sich rasant, aber auch die demografische Entwicklung hinterlässt erkennbare Spuren. Noch nie haben so viele Seniorinnen und Senioren als Autofahrer am Straßenverkehr teilgenommen wie heute. Aufgrund der demografischen Entwicklung fahren immer mehr Ältere mit dem Pkw. 2023 waren 25 Prozent der Autofahrenden 65 Jahre und älter. Vor acht Jahren 2015 waren es noch 17 Prozent. Entgegen der allgemeinen Meinung, ältere Verkehrsteilnehmende sorgten für die meisten Verkehrsunfälle, zeigt die Statistik, ältere Menschen sind sehr viel weniger an einem Unfall beteiligt als die übrigen Altersgruppen. Allerdings ist das Risiko zu verunglücken, vergleichbar mit dem der Gruppe der 25- bis 29-Jährigen. Aufgrund ihres Alters laufen sie jedoch häufige Gefahr, sich ernsthaft zu verletzten.  

Ab dem 75. Lebensjahr sinkt ausserdem die Leistungsfähigkeit messbar und gleichzeitig steigt der Anteil der Seniorinnen und Senioren als Hauptverursachende bei Unfällen mit Personenschaden. In fast 76 Prozent der Fälle tragen sie die Hauptschuld an dem Unfall. Dabei fahren ältere Verkehrsteilnehmende häufig vorausschauend und vorsichtiger als ihre jüngeren Mitmenschen. Die Teilnahme am Verkehr, mit dem Auto mobil zu sein, ist für ältere Menschen essentiell und garantiert ihre Unabhängigkeit. Der TÜV-Verband fordert zunächst freiwillige Rückmeldefahrten für ältere Verkehrsteilnehmenden anzubieten. Durch Anreize sollten ältere Kraftfahrende an einer Teilnahme bewegt werden. Durch eine freiwillige Rückmeldefahrt bei einem unabhängig tätigen Sachverständigen sollen ältere Fahrerinnen und Fahrer dazu angehalten werden, sich mit der eigenen Fahrkompetenz auseinanderzusetzen, diese realistisch einzuschätzen und gegebenenfalls eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Anlasslose verpflichtende Fahreignungstests sind stigmatisierend und belastend. Sie erfordern erhebliche finanzielle und zeitliche Ressourcen für alle, ohne zielführend zu sein. Ab 75 Jahren sollten die Rückmeldefahrten regelmäßig und verpflichtend sein.

Seniorinnen und Senioren sind zudem heute wesentlich mobiler als früher: immer mehr Menschen der Generation 65+ besitzen nicht nur einen Führerschein, sondern sie sind bis ins hohe Alter mit dem Auto und Fahrrad unterwegs. Die sichere Mobilität älterer Menschen zu erhalten, wenn möglich zu verbessern und damit ihre Teilhabe und Unabhängigkeit zu sichern, ist die Aufgabe zeitgemäßer Verkehrspolitik. Im Sinne der Vision Zero müssen spezifische Bedürfnisse Älterer berücksichtigt werden, um eine sichere Mobilität für alle zu gewährleisten. Die Fähigkeit bis ins hohe Alter mobil zu sein, ist die Voraussetzung in einer alternden Gesellschaft weiter am Arbeitsleben und sozialen Aktivitäten teilzunehmen. Entscheidend hierfür ist, dass die Infrastruktur, die Verkehrsregelung und die Mobilitätsangebote entsprechend angepasst werden.

Unsere Empfehlungen

  1. Seniorenfreundliche Infrastruktur erfordert ein umfassendes Verständnis für die Bedürfnisse älterer Menschen. Dazu gehören beispielsweise große, gut lesbare, reflektierende Schilder, genauso wie gut beleuchtete und sichtbare Fußübergänge, Kreisverkehre, gut erkennbare, schmale Fahrspuren und Fahrbahnschwellen, u.a. die den Verkehr verlangsamen und sicherer machen.
  2. Einsatz von Assistenzsystemen in modernen Fahrzeugen kann das Fahren für ältere Menschen sicherer machen.
  3. Smart Traffic Solutions Intelligente Verkehrssysteme können dabei helfen den Verkehr zu steuern und älteren Menschen durch adaptive Ampelschaltungen den Weg zu erleichtern.
  4. Schulungen und Informationskampagnen wie die Teilnahme an Fahrsicherheitstrainings können älteren Menschen helfen, sich sicherer im Straßenverkehr zu bewegen.
  5. Verpflichtende Rückmeldefahrten einführen: Durch Rückmeldefahrten können Verkehrsteilnehmende aller Altersklassen ihre Kenntnisse auffrischen und an neue Gegebenheiten anpassen. Dies trägt nicht nur zu ihrer eigenen Sicherheit bei, sondern auch zur Sicherheit aller anderen. Lebenslanges Lernen im Straßenverkehr ist ein wesentlicher Bestandteil eines sicheren und reibungslosen Miteinanders auf den Straßen.

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Positionspapier "Sichere Mobilität für ältere Verkehrsteilnehmende"