Hinter der Prüfplakette: Wie werden Sommerrodelbahnen und Seilrutschen geprüft?

Marco Kopelmann ist Fachabteilungsleiter für Fliegende Bauten beim TÜV Thüringen. Im Interview sprechen wir mit ihm über die Sicherheits- und Qualitätsprüfung von Sommerrodelbahnen und Seilrutschen.

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Sommerrodelbahnen und Seilrutschen bieten großen Fahrspaß für Groß und Klein. Ganz ohne Gefahr sind diese adrenalinreichen Freizeitaktivitäten jedoch nicht. Um die Anlagensicherheit zu gewährleisten. werden Sport- und Freizeitanlagen wiederkehrend von einer unabhängigen Prüfstelle wie dem TÜV geprüft, die ihnen bei Mängelfreiheit die Prüfplakette ausstellt. Worauf genau die Sachverständigen bei der Prüfung von Sommerrodelbahnen und Seilrutschen achten und was die häufigsten Unfallursachen sind, haben wir den Experten Marco Kopelmann gefragt.

Herr Kopelmann, wie sieht denn eine solche Prüfung von Sommerrodelbahnen aus?

Kopelmann: Bei Sommerrodelbahnen unterscheiden wir die Sicht- und die Funktionsprüfung. Zu Beginn der Prüfung gehen die Sachverständigen alle relevanten Dokumente durch. Im Rahmen der Sichtprüfung wird auf die feste Verankerung der Stützen, Unversehrtheit der Schweißnähte und Festsitz aller Schraubverbindungen geachtet. Gleichzeitig wird die Sicherheit von Rettungswegen und Absturzsicherungen beurteilt. Dies erfolgt meist stichprobenartig. Die Schlitten hingegen werden zu einhundert Prozent durch die Sachverständigen des TÜV Thüringen geprüft. Hierbei bilden unter anderem Räder, vorhandene Bremssysteme und die Rückhaltesysteme für die Passagiere die Schwerpunkte. Im Rahmen der Funktionsprüfung wird beispielsweise die sichere Funktion von Not-Halt-Tastern, Lichtschranken, Reißdraht-Schaltern getestet. Bei größeren Anlagen können auch installierte Audio- und Videosysteme dazu gehören. Mehrere Probefahrten des Sachverständigen mit unterschiedlichen Schlitten bilden den Abschluss der Prüfung.

Und wie werden Seilrutschen geprüft?

Kopelmann: Bei Seilgärten beziehungsweise Seilrutschen bildet die Sichtprüfung den Schwerpunkt. Dabei durchklettern die Sachverständigen meist alle Parcours einer solchen Anlage. Auch die Seilrutschen lassen sie dabei nicht aus. Wie bei den Sommerrodelbahnen kontrollieren sie die feste Verankerung und die Unversehrtheit aller Komponente. Dabei entscheiden sie gegebenenfalls über die Ablegereife von Verschleißteilen. Damit ist gemeint, dass bestimmte Sicherungsmittel sozusagen ihr Verfallsdatum überschritten haben. Sie sind dann verschlissen und müssen ausgetauscht werden. Zum Abschluss der Prüfung wird die Rettung eines Fahrgasts, den der Mut oder die Kraft verlassen hat, durch das Personal vorgeführt.

Was macht aus Ihrer Sicht eine gute Sommerrodelbahn oder Seilrutsche aus?

Kopelmann: Da gibt es eine einfache Formel: hoher Spaßfaktor bei maximaler Sicherheit. Das gilt natürlich für Sommerrodelbahnen und Seilrutschen gleichermaßen. „Gut“ bedeutet für mich: eine Anlage, die normenkonform gebaut ist, mängelfrei abgenommen und wiederkehrend geprüft wird.

Ordnungsgemäßer Betrieb und die regelmäßige Prüfung sind entscheidend für die Sicherheit von Sport- und Freizeitanlagen. Trotz der Einhaltung der Vorgaben und ohne ersichtliche Mängel kommt es jedoch selten zu Unfällen. Woran liegt das?

Kopelmann: Die Nutzung dieser Anlagen ist grundsätzlich mit bestimmten Risiken verbunden und verlangt immer eine gewisse Eigenverantwortung der Benutzerinnen und Benutzer. Nach unserer Erfahrung liegt die Hauptursache für Unfälle in menschlichem Fehlverhalten. Es stellt sich in vielen Fällen heraus, dass sich die Fahrgäste nicht an die vorgegebenen Regeln gehalten haben. Durch richtiges Verhalten können diese Risiken aber auf ein Minimum begrenzt werden.

Was sollten Betreiber:innen und Besucher:innen der Anlagen also beachten?

Kopelmann: Betreiber und Betreiberinnen der Anlagen sollten die Öffentlichkeit durch klare offensichtliche Schilder und Kennzeichen über die Nutzungs- und Sicherheitshinweise informieren. Benutzerinnen und Benutzer müssen diese Hinweise wiederum sorgfältig lesen und streng befolgen. Außerdem sollten sie realistisch einschätzen, ob ihr eigener Gesundheitszustand für die Fahrt geeignet ist und ob die Sportlichkeit für den Schwierigkeitsgrad eines Parcours im Seilgarten gegeben ist.